Interview: Peter Hossli Fotos: Stefan Falke
Senator Levin, haben Sie zwei Minuten Zeit für uns?
Carl Levin: Vermutlich nicht, aber Sie können es ja versuchen.
Hillary Clinton ist die Präsidentschaftskandidatin Ihrer Partei…
… was mich sehr glücklich macht. Nie bewarb sich eine erfahrenere Person für dieses Amt.
Was zeichnet Clinton aus?
Sie kennt die Welt und versteht, wie sie funktioniert. Und das ist extrem wichtig.
Warum? Amerika ist ja weltweit populär.
Trump hat unsere Beziehungen mit Europa bereits vergiftet. Ist er erst einmal im Amt, würde er uns völlig isolieren. Das wäre schlecht für Amerika, für Europa und die ganze Welt.
Was die Schweiz interessiert: Würde Hillary Clinton unsere Banken so sehr angreifen, wie Sie und Barack Obama das getan haben?
Wenn sie das für richtig hält, wird sie das tun. Genau wie ich es für richtig gehalten habe.
Sind Sie zufrieden, wie unsere Banken ihre Vergangenheit mit steuersäumigen US-Kunden bereinigen?
Die Schweiz hat enorm grosse Fortschritte gemacht. Ihre Banken verhalten sich heute vorbildlich, was den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit mit den US-Steuerbehörden betrifft.
Dann sind Sie also zufrieden?
Die Schweizer Banken in die Schranken zu weisen, ist sicher eine meiner wichtigsten Errungenschaften als US-Senator. Aber nicht nur in der Schweiz habe ich Steueroasen trockenlegen können, sondern auch in der Karibik. Dort ist es am schlimmsten.
Schlimmer als in der Schweiz?
Es gab einzelne Schweizer Banken, die wirklich schlimm waren. Aber für Konzerne sind die Karibik und Irland die bevorzugten Regionen, um Steuern zu entkommen.
Europa geht resolut dagegen vor. Die US-Regierung aber schont US-Konzerne.
Ja, wir könnten viel mehr tun.
Ihre Regierung lässt Steueroasen in Delaware und Montana zu.
Ich weiss. Amerika ist sehr heuchlerisch. Aber glauben Sie mir, ich lasse nicht locker. Mein Gesetz ist eingereicht. Es verlangt, dass in den USA die Besitzer einer Firma offengelegt werden müssen.
Das Gesetz ist seit Jahren hängig, Sie sind nicht mehr Senator.
Andere führen meine Arbeit weiter. Präsident Obama unterstützt es, aber die Republikaner blockieren es im Kongress. Es ist total heuchlerisch, dass wir Steueroasen im Ausland angreifen, sie aber in den USA tolerieren.
Was tun Sie, damit Hillary Clinton gewählt wird?
Alles Menschenmögliche, das ich tun kann.
Ihre Heimat Michigan ist ein Swingstate, dort entscheidet sich die Wahl.
Es wird extrem knapp. Trump ist ein Demagoge der schlimmsten Art. Er sagt und macht alles, um Stimmen zu holen. Und er hat damit Erfolg. Trump ist ein sehr gefährlicher Kandidat.
Kann Clinton ihn schlagen?
Sie kann gewinnen, und sie wird gewinnen. Aber einfach wird das nicht sein. Trumps Demagogie kommt an. Sein Rassismus findet Widerhall.
Was halten Sie von Trump?
Er ist eine Frechheit. Trump ist eine wandelnde Frechheit.
Wie ist es möglich, dass eine Partei eine solche Person nominiert?
Trump beweist: In Amerika kann jeder Präsident werden.
Können wir noch ein Foto machen?
Ja, aber zuerst muss ich meine Pepsi-Flasche wegstellen. Schliesslich zahlt mir Pepsi nichts.