Mit den Waffen der Töchter

Donald Trump und Hillary Clinton setzen im Wahlkampf auf ihre Töchter – Ivanka und Chelsea sind gute Freundinnen.

Von Peter Hossli

ivanka_chelseaPolitik ist in Amerika ein schmutziges Geschäft. Auf beiden Seiten tricksen, täuschen und blenden sie. Stimmen werden geklaut, Wahlen manipuliert. Etwas aber können Kandidaten nie fälschen: ob aus ihren eigenen Kindern etwas geworden ist. Zwei Töchter spielen bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen tragende Rollen.

Am Donnerstag sprach Ivanka Trump (34) in Cleveland vor ihrem Vater Donald (70). Chelsea Clinton (36) dürfte diese Woche am Konvent der Demokraten das Gleiche tun und ihre Mutter Hillary (68) vorstellen. Wie sie das bereits 2008 tat, als Clinton in den Vorwahlen Barack Obama (54) unterlag.

Beides sind junge Mütter mit guten Karrieren. Ivanka Trump hat drei Kinder, Chelsea deren zwei.

Die Trump-Tochter arbeitet im Geschäft des Vaters, war Model und führt eine eigene Modelinie.

Die Clinton-Tochter sitzt im Beirat der Stiftung ihres Vaters. Sie hat an den besten Universitäten des Landes studiert, als Journalistin und Bankerin gearbeitet.

Ivanka und Chelsea sind gut befreundet, kennen sich von New York, wo beide leben.

Sie gelten als blitzgescheit – und dürften mitentscheiden, wer ab Januar im Weissen Haus logiert. Niemand ist so nah an den Kandidaten dran.

Ivanka soll eine der wenigen Personen sein, auf deren Rat Trump wirklich hört. Ihr Mann Jared Kushner (35) ist seit 2009 New Yorker Immobilienunternehmer. Für ihn konvertierte Ivanka zum Judentum, die Familie lebt koscher, hält den Sabbat ein.
Offenbar mag Baulöwe Trump den Schwiegersohn. Er hat ihn unlängst zum Manager seines Wahlkampfs ernannt.

Ivankas Aufgabe: sie soll ihren Vater anpreisen – als einen, der in seiner Firma Frauen fördert und alles andere als ein Rassist sein soll. «Ich könnte nie einen Sexist oder einen Rassisten unterstützen», sagte sie dem TV-Sender CNN. «Sie ist Trumps Geheimwaffe», sagt der republikanische Politik-Berater Roger Stone (64) zu «Business Insider».

Ivanka werde Trump bis im Herbst als milden Mann zeichnen – «und als Unternehmer, der im Gegensatz zu Hillary Clinton den Frauen tatsächlich höhere Löhne bezahlt hat als den Männern.» Ivankas wichtigste wie schwierigste Aufgabe: 70 Prozent der Amerikanerinnen denken negativ über Donald Trump. Dieses Bild soll die Tochter korrigieren.

Das muss Chelsea Clinton nicht tun. Amerikas Frauen hoffen, ihre Mutter werde im Herbst Geschichte schreiben und als erste Präsidentin der USA ins Weisse Haus einziehen. Einem Haus, in dem Chelsea ihre Teenager-Jahre verbrachte. Als ihr Vater Bill Clinton (69) im Jahr 1993 das Weisse Haus bezog, war Chelsea gerade zwölf geworden. Stylisten beanstandeten damals ihre Lockenpracht und die Zahnsprache. Einst schimpfte sie der konservative Radiotalker Rush Limbaugh «den Hund im Weissen Haus».

Dorthin soll ihre Mutter wieder hin, nicht mehr als First Lady, sondern als «Commander-in-Chief», mit der Möglichkeit, Atomwaffen einzusetzen. Chelseas Herkulesaufgabe: den Hass auf Hillary in Zuneigung umzudeuten. Letzte Woche etwa, als die Republikaner täglich mit Schlamm und Dreck auf die Demokratin warfen, schritt Chelsea ein. «Ich kenne Mutter, sie ist nicht die Person, die ihr beschreibt.»