Sind Sie der europäische Trump, Herr Wilders?

Der holländische Rechtspopulisten Geert Wilders besucht den Parteikonvent der Republikaner – er verehrt Trump und will die Niederlande aus der EU führen.

Interview: Peter Hossli

hossli_wildersQuicken ­Loans Arena in Cleveland (USA). Republikaner in bunten Hüten und steifen Anzügen feiern ihre Partei. Mittendrin: Geert Wilders (52), der Vorsitzende der rechtspopulistischen niederländischen Partei für die Freiheit. BLICK spricht ihn an.

Herr Wilders, warum sind Sie hier in Cleveland?
Geert Wilders: Warum sollte ich nicht hier sein?

Sie sind Niederländer und können nicht an US-Wahlen teilnehmen.
Es macht mich stolz, bei der demokratischen Nominierung von Donald Trump dabei zu sein.

Trump hat Chancen, US-Präsident zu werden. Die Briten sind aus der EU ausgetreten. Sehen Sie einen Zusammenhang?
In der EU wie in Amerika fühlt sich die Arbeiterklasse von der politischen Elite nicht mehr vertreten. Es ist keine Überraschung, dass nach dem Brexit rechte Parteien wie meine in ganz Europa an Zuspruch gewinnen.

Wie nutzen Sie diese Welle?
Es würde mich sehr glücklich machen, nach dem Brexit einen Nexit zu sehen …

… den EU-Austritt der Niederlande.
Ja, das würde für Holland nicht nur wirtschaftlich Sinn machen. Wir wären wieder ein souveränes Land, könnten die Zuwanderung selber steuern.

Welche Folgen hat die Brexit-Abstimmung für die EU?
Der Anfang vom Ende der EU ist schon Jahre her. Die politische Elite hat das einfach nicht begriffen. Der Brexit hat nun viele wachgerüttelt. Wir spielen aber nach demokratischen Regeln. Nächstes Jahr kann ich Premierminister werden – und gebe Holland den Holländern zurück.

Sie politisieren wie Trump. Sind Sie sein europäischer Klon?
Trump kämpft für die Amerikaner, ich kämpfe für die Holländer – und zwar für nichts anderes. Holland hat nichts von offenen Grenzen, von noch mehr Immigranten aus muslimischen Ländern. Warum muss sich Holland einem Sparkurs aussetzen, um die Schulden Griechenlands und für Asylbewerber zu zahlen?

Die meisten Niederländer wollen in der EU bleiben.
Warten wir ab. Nächstes Jahr wählen wir. Werde ich Premierminister, rufe ich eine Abstimmung über die EU aus. Im Wahlkampf werde ich die Leute fragen: Wollt ihr weniger Immigranten? Dann sage ich ihnen: Wenn ja, dann müsst ihr aus der EU austreten.

Die Schweiz ist nicht in der EU …
… die Schweiz ist mein Vorbild, unser Modell. Das Land liegt im Herzen Europas – und ausserhalb der EU. Die Schweiz hat bereits viele Freihandelsabkommen, etwa mit Ländern wie China und Japan. Die EU bringt das nicht fertig. Weil 28 EU-Mitglieder sich nie einigen können. Die Schweiz ist da viel flexibler.

Welche Folgen hat der Putschversuch in der Türkei?
Hinter dem Putsch steht meiner Meinung nach Erdogan. Der islamische Diktator ist jetzt noch stärker. Bringt er tatsächlich die Todesstrafe zurück, dann sollte die EU sich in keiner Weise mehr mit ihm befassen.

Erdogan ist aber zentral bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise.
Der Preis, den wir zahlen müssen, ist viel zu hoch. Es ist dumm, wenn wir mit der Türkei über eine Mitgliedschaft in der EU reden. Wir brauchen die Türkei nicht. Es ist ein islamisches Land, eine Diktatur. Ginge es nach mir, müsste die Türkei die Nato verlassen. Kein Demokrat der Welt darf Herrn Erdogan akzeptieren.