Von Peter Hossli (Text) und Pascal Mora (Fotos)
Am Stadtrand von Reykjavik steht das Laugardalsvöllur National Stadium. Hier trägt das isländische Team Heimspiele aus, vor maximal 9800 Zuschauern. Alle Türen sind offen, man kann einfach reingehen. «Warum sollte ich abschliessen?», fragt Johann Christensson. Seit 20 Jahren ist er Platzwart. Und einer von nur 18 Personen, die für den isländischen Verband arbeiten.
Noch vor zehn Jahren seien jeweils ein paar hundert Fans zu den Nati-Spielen gekommen. Gefüllt hätten das Stadion höchstens Stars wie der Portugiese Cristiano Ronaldo (31) oder die deutsche Elf. «Heute sind alle Spiele ausverkauft, nicht wegen Ronaldo, sondern unseren Jungs.» Klar, er reist zum Spiel gegen Frankreich. «Aber ich plane bereits fürs Halbfinale.»
Hooligans? Gibts nur zwei
Auf den Rasen ist der Platzwart stolz, «einer der besten der Welt», sagt er. «Auch weil unsere Plätze so gut sind, ist das isländische Team so stark.» Und wegen der Fans, so Christensson. Er war es, der das rituelle Fan-Klatschen in seinem Stadion förderte, den famosen Hu. Ihn übrigens kennt man in der Schweiz von den GC-Fans.
Bloss ein Dutzend Anhänger hätten vor fünf Jahren rhythmisch geklatscht, jeweils in der oberen Ecke der Tribüne. «Niemand wollte in ihrer Nähe stehen.» Bis fünfzig klatschten. Just platzierte Christensson sie in der Mitte der Gegentribüne. «Heute klatschen 1000 Fans, und alle anderen wollen neben ihnen stehen.»
Krawalle wie in Europa gebe es auf isländischen Rängen nie. «Fussball ist bei uns Leidenschaft und Freude», sagt er. «Klar, es gibt Hooligans in Island», so Christensson. «Beide kenne ich persönlich.»