Von Peter Hossli
Im Privatjet zu fliegen, ist angenehm. Es hat mehr Platz. Beim Check-in entfallen viele Kontrollen. Das Handy bleibt an.
Kein Wunder, reist der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino (46) gerne so. Letzte Woche wurde bekannt: Der Walliser besuchte Ende Mai im Jet eines russischen Oligarchen den Papst in Rom – privat.
Nun bestätigt die Fifa, was lange ein Gerücht war: Mitte April flog Infantino mit einem Flieger des russischen Präsidenten Wladimir Putin (63) von Moskau nach Doha. Den Flug von Katars Hauptstadt zurück in die Schweiz erfolgte in einem feudalen Flieger des Emirs des Golfstaats.
Beide Reisen sind für den Fussball-Boss heikel.
Womöglich muss die Fifa-Ethikkommission untersuchen, ob Infantino dadurch Geschenke angenommen hat, die Fifa-Zahlungen an zwei Veranstalter von Fussball-Weltmeisterschaften beeinflussen könnten.
Am 20. April hatte Infantino einen Termin bei Putin. Mit der Linienmaschine war er nach Moskau geflogen, schildert eine Fifa-Sprecherin. Der russische Präsident – ein beschäftigter Mann – verschob die anberaumte Sitzung. Infantino verpasste den Weiterflug nach Doha, was ein Problem war. Denn am Persischen Golf war eine Sitzung mit den steinreichen Scheichs verabredet. Die lässt man nicht warten.
Autokrat Putin sah die Not, half aus – und stellte eine staatliche Maschine zur Verfügung, die den Fifa-Tross nach Katar flog. «Alle an Bord redeten nur Russisch», so die Sprecherin.
Auch in Doha war Infantino in Eile. Ein Termin in Bern wartete. Just stellte ihm das Emirat einen Jet, der den Walliser zügig und bequem zurück in die Schweiz flog.
Worin die Fifa kein Problem sieht. «Wir kauften Tickets, diese mussten wir aus zeitlichen Gründen verfallen lassen, da halfen zwei WM-Ausrichter dem Fifa-Präsidenten.»
Womöglich ein Interessenkonflikt. Noch ist der gesamte Fifa-Beitrag für die WM 2018 in Russland und 2022 in Katar nicht festgelegt. Es geht um Hunderte von Millionen Dollar. Nahe liegt, dass die beiden Veranstalter die neue Fifa-Führung milde stimmen wollen. Und da kann ein Flug im Privatjet – geschätzte Kosten: 115000 bis 150000 – schon mal dienlich sein.
Hellhörig dürfte darob die Ethikkommission der Fifa werden. Ohnehin beobachtet sie Infantino. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtete, wie Infantino private Auslagen auf die Spesenrechnung setzte: sechs Paar Fussballschuhe im Wert von Fr. 1256.70, Matratzen für 11440 Franken, einen Smoking für 1415 Franken. Dem Fifa-Präsidenten stehen 2000 Franken monatlich zu. Alles sei regulär, so die Fifa.
Angeblich sind die belastenden Dokumente der Ethikkommission übergeben worden. Sollte sie eine Untersuchung gegen Infantino einleiten, muss er mit einer zeitweiligen Suspendierung rechnen. Dann ist es wohl vorbei mit privater Fliegerei.