Von Peter Hossli
Es ist die Floskel der Asyl-Debatte: Integration. Rechte monieren, vielen Flüchtlingen in der Schweiz fehle es am Willen, sich hier zu integrieren. Linke klagen, es mangle an staatlicher Hilfe, die eine gute Integration erst möglich mache.
Bestens integriert war eine tschetschenische Familie, die in Kilchberg am Zürichsee lebte. Trotzdem musste sie gestern die Schweiz verlassen. Perfekt Züritüütsch sprechen die vier Kinder. Sie mögen Fondue, schrieben gute Noten, hatten enge Freunde, fielen niemandem zur Last. «Die Schweiz ist doch meine Heimat», sagte die zwölfjährige Marha. Nun ist sie weg.
Wegen sturer Behörden lebt das Mädchen fortan in einem repressiven Land. Obwohl ihre integrierte Familie ein echter Härtefall wäre, der eine Rückführung trotz abgelehnten Asylgesuchs verhindern könnte. Doch der greift erst nach fünf Jahren. Marhas Familie fehlten fünf Monate. Statt Herz zu zeigen, beharrten Beamte stur auf dem Rechtsweg. Dass diese Kinder nun ihren Freunden entrissen werden, ist unmenschlich. Und der humanitären Schweiz unwürdig.