Von Peter Hossli und Andreas Böni (Text) Pascal Mora (Foto)
Gestern Mittag verlässt Sepp Blatter das Restaurant Conti in Zürich. Der Ex-Fifa-Boss hat im Nobel-Italiener gemütlich gegessen – ein paar Stunden später wird er überall Gesprächsthema sein.
Denn die schwer in Not geratene Fifa (siehe «Infantinos Watergate?») geht am Nachmittag in die Offensive. In einer telefonischen Pressekonferenz geht der US-Anwalt Bill Burck frontal auf die Ex-Top-Funktionäre Sepp Blatter, Jérôme Valcke und Markus Kattner los.
Bill Burck ist Partner von Anwalt Quinn Emanuel und durchleuchtet mit diesem die Fifa. Er sagt: «Es scheint Beweise zu geben, dass die drei ehemaligen Fifa-Top-Funktionäre sich in den letzten fünf Jahren persönlich bereichert haben. Im Umfang von 80 Millionen Schweizer Franken. Durch Lohnerhöhungen, WM-Boni und andere Leistungen.»
Unter anderem kassierten die drei Boni für die WM 2010: Präsident Blatter strich 11 Millionen, Generalsekretär Valcke 9 und Kattner 3 Millionen Franken ein (siehe Dokumente). Für die WM 2014 bekamen sie 12 Millionen (Blatter), 10 Millionen (Valcke) und 4 Millionen Franken (Kattner) an Bonus.
Zudem habe Blatter nach seiner Wiederwahl 2011 seine beiden Mitstreiter mit achteinhalb Jahre langen Verträgen bis 2019 ausgestattet. Der Lohn soll sogar im Fall einer Vertragsauflösung weiterbezahlt werden – und es wurde ein goldener Fallschirm für Valcke und Kattner eingebaut, falls Blatter nicht gewählt und die beiden wahrscheinlich im Zuge entlassen werden würden.
Heisst: Valckes Abfindung beträgt 17,5 Millionen, Kattners 9,9 Millionen Franken. Die drei sicherten sich sogar zu, dass die Fifa ihre Anwaltskosten übernehmen würden, falls sie rechtliche Probleme bekämen.
Die Fifa teilt ihre Informationen mit der Bundesanwaltschaft, den US-Behörden und der Ethikkommission. Am Donnerstag hatten die Ermittlungsbehörden zudem die Fifa-Zentrale auf dem Zürichberg durchsucht. Hintergrund der Razzia sei das laufende Verfahren gegen Ex-Top-Funktionäre.
Der schmutzige Machtkampf zwischen der neuen und der alten Fifa-Führung hat erst begonnen.