Von Peter Hossli
Cleveland kann sich für ein dreitägiges Gefecht rüsten. Nach dem gestrigen Vorwahl-Sieg von Ted Cruz (45) in Wisconsin wird klarer: Die Republikaner halten im Juli wohl einen dreitägigen Parteikonvent ab, an dem die Fetzen fliegen.
Wie erwartet schlug der texanische Senator den New Yorker Baulöwen Donald Trump (69). Damit sinken die Aussichten des Milliardärs, sich noch vor dem Konvent in Cleveland, Ohio, die nötige Anzahl von 1237 Delegierten zu sichern. Statt einen Kandidaten unter Konfetti-Regen in den Wahlkampf zu schicken, müssen die Republikaner ihn erst unter Getöse und mit viel Gezänk finden.
Somit sind die Chancen gestiegen für einen Kandidaten, der noch gar nicht im Rennen ist. Denn weder Trump noch Cruz sind bei ihrer Partei sonderlich beliebt.
Die Klugen für Cruz, die Dummen für Trump
Cruz brauchte den Sieg in Wisconsin dringend. Ausser in Texas gewann er bisher nur in so genannten Caucuses, also Vorwahlen mit kleiner Beteiligung.
Trump verlor, weil die Wähler in Wisconsin klüger sind als anderswo in Amerika. Sicher, er beleidigte Frauen noch widerlicher als sonst, polterte wirrer denn je, sein Kampagnen-Leiter wurde handgreiflich gegen eine Reporterin.
Letztlich aber sprach die Wählerstruktur gegen Trump und für Cruz. Wisconsin hat ein hohes Bildungsniveau. Ihnen waren die Zoten des Tycoons schlicht zu dumm. Hinzu kommt der grosse Anteil frommer Wähler, die den Evangelikalen Cruz bevorzugen.
Im ländlichen Norden des Staates aber, dort wo kaum Akademiker leben, gewann Trump, teilweise klar. Was heisst: Die von vielen Republikanern ersehnte Wende ist in Wisconsin nicht eingetreten.
Clinton kann nicht begeistern
Das gleiche gilt für die Demokraten. Erneut gewann zwar Bernie Sanders (74), der Senator aus Vermont. Sein erwarteter Sieg ändert aber wenig daran, dass es für ihn rein rechnerisch fast unmöglich bleibt, die einstige Aussenministerin Hillary Clinton (68) bei der Anzahl der Delegierten noch einzuholen.
Trotzdem: Clinton begeistert weiterhin nicht – vor allem nicht die jungen Wählerinnen und Wählern. Sie, die erfahrene kompetente Politikerin, hat Mühe, sich gegen einen selbsterklärten Sozialisten zu behaupten.
Next stop: New York
Zwei Wochen lang sind in den USA die Urnen nun geschlossen. Dann wählt New York – ein Heimspiel für drei der vier Top-Kandidaten. Trump lebte nie woanders. Sanders kam dort zur Welt. Clinton wohnt dort und vertrat den Staat im US-Senat. Gewinnen müssen alle drei. Es gilt, was Frank Sinatra treffend sang: «If I can make it there I’ll make it anywhere» – wer es in New York schafft, der schafft es überall.
Sogar bis ins Weisse Haus.