Wer Hass sät, erntet Trump US-Wahlen

Wie konnte die Partei von Lincoln, Roosevelt und Reagan in die Hände eines vulgären Verführers fallen?

Von Peter Hossli

trump_repsSie ist die «Grand Old Party», die grosse alte Partei Amerikas. Reagan, Lincoln, Roosevelt und Bush waren Präsidenten der Republikaner. 

Für tiefe Steuern setzten sie sich ein, das Ende der Sklaverei, den schlanken Staat, ein mächtiges Militär. Sie war eine staatstragende Kraft aller Amerikaner.

An der Spitze dieser Partei steht nun ein vulgärer Verführer. Der Baulöwe Donald Trump (69) hat in der Nacht auf Mittwoch bei den jüngsten Vorwahlen in drei, möglicherweise vier Staaten gewonnen. Kaum mehr zu nehmen ist ihm die Nomination zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Obwohl ihn seine Parteigenossen seit Wochen mit voller Wucht angreifen, ihn als hasserfüllten Demagogen abstempeln.

Trump zerreisst die Republikaner. Die parteiinternen Vorwahlen haben junge Hoffnungsträger zerschlissen, vernünftige Politiker wie Marco Rubio (44) und Scott Walker (48). Geschmolzen ist der harte Kern der Partei, das zeigt das frühe Ausscheiden von Jeb Bush (63).

Widerwillig müssen die Parteiobrigen nun die Reihen hinter Trump schliessen. Tun sie es nicht, erlebt die Grand Old Party bei den Wahlen im Herbst ein grandioses Debakel.

Wie kam es so weit? Mit Trump ernten die Republikaner, was sie seit Jahren säen. Der Tycoon hält seiner Partei den Spiegel vor. Nicht erst seit Trumps Kandidatur spalten, treten, hassen und grätschen republikanische Politiker. Ihre Politik ist dreckig geworden.

bush_mission_acompDie Dämme brachen im Jahr 2000. Damals gewann George W. Bush (69) die Wahlen, weil in Florida Schwarze gezielt vom Urnengang abgehalten wurden. Nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 predigte er Hass. Er führte «einen Krieg gegen den Terror», teilte die Welt in «gut« und «böse», warf als Frommer die USA gesellschaftlich um Jahrzehnte zurück. Mit Lügen führt er sein Land in den desaströsen Krieg gegen Saddam Hussein. Mit Lügen verunglimpfte er bei den Wahlen 2004 den Vietnam-Einsatz des demokratischen Widersachers John Kerry (72).

Als Barack Oba­ma (54) vor acht Jahren die Herzen der Welt für Amerika zurückeroberte, zeichneten ihn die Republikaner als «Muslim», «kein Amerikaner», «kein Christ». Ein gewisser Trump verlangte vier Jahre später erneut Obamas Geburtsurkunde, nannte den Sohn eines Kenianers einen Afrikaner.
Allein durch Obstruktion fielen Republikaner während der Amtszeit Obamas auf. Was er ­anfasste, kanzelten sie ab. Ihre Tea Party nährt Strömungen am äussersten rechten Rand, grenzt aus, statt alle ins Boot zu holen. Dabei wäre genau das typisch amerikanisch.

Wenn Trump nun Muslime fernhalten und eine Mauer um Mexiko bauen will, wenn er Frauen als «dicke Schweine» bezeichnet und Anhänger auffordert, seinen Gegnern «ins Gesicht zu schlagen» – dann ist das der sonderbare Alltag einer Partei, die ihre Haltung aufgegeben hat.