Von Peter Hossli
In fünf grossen US-Bundesstaaten gehen Demokraten und Republikaner für die Vorwahlen an die Urne: in Ohio, Illinois, Missouri, North Carolina und im Sonnenstaat Florida.
Die beiden führenden Kandidaten hoffen, den Sack zuzumachen – die ehemalige US-Aussenministerin Hillary Clinton (68) und der New Yorker Baulöwe Donald Trump (69).
Alle anderen nehmen die beiden ins Visier. Zumal sie wissen: Es ist ihre letzte Chance, den Favoriten die Kandidatur für das Weisse Haus noch streitig zu machen.
Bei drei Siegen ist Trump so gut wie sicher Kandidat
Klar ist die Ausgangslage bei den Republikanern: Erlangt Trump klare Siege in mindestens drei der fünf Staaten, wird er im Juli am Parteitag zum Präsidentschaftskandidaten gekürt.
Gibt es aber mehrere Gewinner, verteilen sich die Delegierten. Verliert Trump in Florida, dann dürfte der Parteikongress in Cleveland, Ohio, zum spektakulären Machtkampf werden.
Trump zielt auf North Carolina, Florida und Ohio, allenfalls auf Missouri. Der texanische Senator Ted Cruz (45) liegt in Illinois vorne. Senator Marco Rubio (44) muss in seiner Heimat Florida gewinnen – sonst kann er die Segel streichen.
Zudem könnte John Kasich (63) zu Trumps Spielverderber werden. Er will in Ohio siegen, wo er als Gouverneur amtet.
Trumps Gegner hoffen zudem, vom Tycoon angewiderte Frauen würden sich in Scharen gegen ihn stellen und damit die Wahl entscheiden. Gestern lancierten sie einen Werbespot, in dem Frauen vulgäre Zitate von Trump wiedergeben: Als «Hund», «dicke Sau» und «Bimbo» bezeichnete der Milliardär Frauen.
Clinton wird wegen Sanders immer linker
Beim Getöse rund um Trump geht zuweilen vergessen: Ebenso oder noch spannender ist der Wettstreit auf Seiten der Demokraten. Clinton galt lange als gesetzt. Noch immer führt sie in Umfragen. Rein rechnerisch kann Konkurrent Bernie Sanders (74) sie kaum mehr einholen.
Und doch bleibt Clinton nervös, ändert sogar ihre politische Ausrichtung, wird linker.
Weil Sanders nach seinem Triumph in Michigan letzte Woche gute Chancen hat, in Ohio, Missouri und Illinois ebenfalls zu siegen. In diesen drei Staaten wohnen wie in Michigan viele weisse Arbeiter, die um ihren Job bangen.
Im industriellen Rostgürtel Amerikas zeichnet Sanders die ehemalige First Lady als Fürsprecherin des freien Handels. Wie Trump gibt sich Sanders als Protektionist.
Bei den Demokraten ist die Ausgangslage kompliziert: Gewinnt Clinton in Florida und North Carolina und verliert gleichzeitig in den anderen Staaten, so holt sie zwar mehr Delegierte als Sanders. Gleichzeitig würde sie dort Schwäche zeigen, wo es im Herbst zählt, wo Trump die Wahlen gewinnen will: bei den weissen Männern im Rostgürtel.