Von Peter Hossli
Der Weg ins Weisse Haus ist lang – und teuer. Zwei Jahre kämpft ein siegreicher Kandidat um Gunst und Stimmen. Bis dahin gibt er über eine Milliarde Dollar aus.
Nie führte einer einen ungewöhnlicheren Wahlkampf als Donald Trump (69). «Es ist verdammt schwierig, für das Präsidentenamt zu kandidieren», sagte der Baulöwe. «Es ist zäh, es ist brutal, es ist gemein, es ist ekelhaft und bösartig – das finde ich wunderschön.» Für den Egomanen ist ein Wahlkampf ein ideales Revier.
In der vergoldeten Lobby des New Yorker Trump Towers startete er seine Kandidatur. Auf Bühnen flucht er, fliegt im eigenen Jet, posiert auf Schlachtschiffen. Täglich schriller werden die Auftritte, täglich nehmen mehr daran teil.
Doch reicht das, um das Weisse Haus zu erobern? Zuerst muss er in den Vorwahlen genügend republikanische Delegierte holen. Sie küren Mitte Juli am Parteikongress in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio ihren Kandidaten. Am nächsten Dienstag, dem Super Tuesday, werden in zwölf Staaten 25 Prozent der Delegierten bestimmt. Triumphiert Trump – alle Umfragen sprechen dafür –, dürften die meisten anderen Kandidaten ausscheiden. Trump wäre die republikanische Nomination kaum noch zu nehmen.
Deshalb denkt Trump längst an den 8. November, wenn alle an die Urnen gehen. Jeder Staat vergibt eine Anzahl Wahlmänner, proportional zur Bevölkerung. Wer mehr als die Hälfte der Wahlmänner gewinnt, wird von ihnen zum Präsidenten gekürt.
Wie will Donald Trump das schaffen? Er, der die angeblich wahlentscheidenden Latinos ausgrenzt? Genau das ist seine Strategie. Nicht Latinos führen ihn ins Weisse Haus, sondern Männer.
Entscheidend sind die Swing States – Staaten, in denen mal Republikaner, mal Demokraten gewinnen wie Florida, Colorado, Nevada oder New Mexico. Dort rechnet sich Trump wenig Chancen aus – wegen der vielen Latinos, die ihn nie wählen werden. Er setzt stattdessen auf den Rostgürtel. Dort bangen weisse Industriearbeiter um ihren Job. Deshalb wettert Trump in den mehrheitlich weissen Bundesstaaten Ohio, Pennsylvania, Wisconsin, Indiana und Michigan gegen Fremde und Globalisierung.
Seine Achillesferse sind die Frommen, die er in diesen Staaten ebenfalls braucht. Noch trauen sie Trump nicht. Deshalb lernt er fleissig Bibelverse – und spannt Sarah Palin (52) ein, die Ex-Gouverneurin Alaskas.
Trumps Strategie könnte aufgehen: Wählen ihn die Evangelikalen und frustrierte, ungebildete weisse Männer, zieht er am 20. Januar ins Weisse Haus ein.
Die gesamte Serie zu Donald Trump
Volles Rohr
So will der Baulöwe das Weisse Haus erobern.
Nur die Fassade ist republikanisch
Die widersprüchlichen Positionen von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump.
Schon als Kind war er ein Rüpel
Der Aufstieg des Tycoons, Baulöwen zum US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
Vulgärer Verführer
Der Milliardär trifft mit seiner Geschmacklosigkeit den Nerv der Amerikaner.