Eine Nacht für Bloomberg

Die Wahl in New Hampshire zeigt Amerika als Land der extremen Pole. Das ist die Chance für einen parteilosen Milliardär. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

mikeAmerika wird zum Land der Extremen. Rechts poltert Donald Trump (69) gegen Ausländer, links Bernie Sanders (74) gegen den Kapitalismus. Beides – Einwanderer wie die freie Marktwirtschaft – sind tragende Säulen der USA.

Und doch zogen Trump und Sanders die Wähler der staatstragenden Parteien in New Hampshire in den Bann. Kandidaten des Establishments und vermeintlich vernünftige Politiker scheiterten. Nicht den Hauch einer Chance hatte Jeb Bush (62), trotz – oder besser: wegen – der politischen Dynastie im Rücken. Hillary Clinton (68) bekundete Mühe, ihre reichen Erfahrungen in Stimmen umzuwandeln.

Der Ausgang in New Hampshire zeigt: Beide grossen Parteien sind innerlich zerrissen.

Was ist los? Die USA erleben, was Europa seit Jahren kennt: Der Jugend mangelt es an Illusionen. Die Löhne stagnieren seit bald vierzig Jahren, die Kluft zwischen Reichen und dem Rest wächst, zusammen mit der Wut auf Washington. Die populistischen Pole erstarken. Meisterhaft federn Sanders wie Trump diese Wut ab. Ihre Wahlerfolge in New Hampshire überraschten daher nicht, viel eher spiegeln sie die Stimmung im gespaltenen Land.

Umso mehr ging die Nacht wohl an einen Kandidaten, der in New Hampshire gar nicht antrat – Medienmogul Michael Bloomberg (73). Er werde als parteiloser für das Weisse Haus kandidieren, sollten die Demokraten und die Republikaner extreme Kandidaten wie Sanders und Trump nominieren, liess Bloomberg durchsickern. Was nun möglich scheint.

Einiges spricht für ihn. Mit 40 Milliarden Vermögen könnte Bloomberg den Wahlkampf selber bezahlen. Einst war er Demokrat. Um Bürgermeister von New York zu werden, wurde er Republikaner. Heute ist er parteilos.

Als Enkel jüdischer Einwanderer hat er zudem, was Amerika besonders mag – die Geschichte eines einstigen Aussenseiters, der es durch Fleiss und gute Ideen bis an die Spitze schaffte.

Zudem hielt er nach den Terrorattacken von 9/11 – dem in Europa oft unterschätzten amerikanischen Trauma – New York zusammen. Nun könnte er das tief gespaltene Amerika einen.