Weckruf für Hillary

Am Schluss holte sie mit 49,9 nur 0,4 Prozent mehr Stimmen als Bernie Sanders. Jetzt muss Hillary Clinton zeigen, dass sie kämpfen kann. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

clintonHauchdünn nur siegte Ex-Aussenministerin und Ex-First-Lady Hillary Clinton (68) bei den Vorwahlen in Iowa vor US-Senator Bernie Sanders (74). Vor kurzem noch lag sie in Umfragen fast 30 Prozent voraus. Es sah nach einem Durchmarsch aus zur Krönung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten.

Jäh hat der Sozialist Sanders diesen Marsch nun abgebremst, und das ist gut für Clinton. Es ist ihr Weckruf.

Bisher ging Clinton davon aus, konkurrenzlos ins Weisse Haus einzuziehen. Ihre Logik: Niemand hat mehr Geld gesammelt als sie, sie führt in den Umfragen, die Republikaner zerfleischen sich selbst.

Wer aber glaubt, ohne Gegner kämpfen zu können, wird überheblich und träge. Und das ist Gift in der Politik. Weil sie sich so siegessicher gab, elektrisierte Clinton kaum.

Sie ist das politische Establishment. Amerika – ob rechts oder links – mag aber in Vorwahlen Aussenseiter. Selbst wenn sie wie Sanders keine Chance auf das Weisse Haus haben.

Zudem spielt in kleinen Staaten wie Iowa das Geld eine kleinere Rolle als die Anzahl der Hände, die ein Kandidat schüttelt.

Als angezählte Siegerin zieht Clinton nun weiter nach New Hampshire. Dort muss sie zeigen, dass Sanders sie aufgeweckt hat.