Der Absturz

Fünf Fotos von vier Fotografen erzählen die Geschichte von Sepp Blatters Fall im Jahr 2015.

Von Peter Hossli

Es gibt in Zürich einige Fotografen, die sich gut mögen. Und die doch erbitterte Rivalen sind, wenn es um Nachrichten aus ihrer Stadt geht. Gemeinsam harren sie stundenlang aus, aber alleine sucht jeder für seine Kamera die beste Position. Das Ziel: ein Bild, das die ganze Geschichte zu erzählen mag.

Ihre grösste Geschichte war 2015 der Fussballverband Fifa. Fünf Fotos von vier Fotografen ragen nun heraus. Alle zierten Titel nationaler und internationaler Blätter. Sie schildern einen Absturz. Den tiefen Fall eines Mannes, der einst im Weissen Haus und im Kreml willkommen war. Der feine Anzüge trug, nur in Luxushotels logierte, in Privatjets flog. Und der Herr über das schöne Spiel war. Ein Mann von Welt aus Visp im Wallis.

Dieser Herr über den Fussball aber konnte nicht loslassen, war besessen von Macht. Wie einst Narziss, der sein Spiegelbild liebte und davon geblendet ertrank, zerbrach Sepp Blatter (79) an sich selbst. Vierzig Jahre war er bei der Fifa, bezeichnete sich als «den grossen Präsidenten». Wie ein Sonnenkönig lenkte er sein Reich, umgab sich mit Jasagern. Verjagte von seinem Hof, wer ihm widersprach oder den Abgang nahelegte.

Blatter leitete Reformen ein, die nicht für ihn gelten sollten. Das lief so lange gut, bis die Sheriffs aus Amerika krumme Dinge fanden. Sie schickten ihre Kavallerie los, liessen in Zürich sieben Fifa-Funktionäre verhaften, nur zwei Tage vor Blatters Wiederwahl als Fifa-Präsident.

Der Bruch warf Blatter aus der Bahn. Erst liess er sich feiern, dann legte er sein Amt nieder, tat aber so, als ob er nochmals antrete. «Wenn die Fifa mich braucht, bin ich für sie da», sagte er und meinte: «Nur ich kann die Fifa führen.» Die Justiz begann gegen ihn zu ermitteln, der Verband verbannte und sperrte ihn acht Jahre. Statt sich demütig zu geben, tobte Blatter bei seinem Abgang – vor den Linsen der befreundeten Fotografen.