Von Peter Hossli
Geknickt starrte Sepp Blatter (79) durchs Autofenster ins Blitzgewitter der Fotografen, als er gestern um 17 Uhr in der Mercedes-Karosse die Tiefgarage des Fifa-Hauptsitzes verliess. Im Gesicht ein grosses Pflaster, das die Narbe einer Operation verdeckte. Neben ihm sass Anwalt Lorenz Erni. Auf die angekündigte Erklärung verspürten beide keine Lust mehr. Hinter sich hatten sie ein acht Stunden langes Verhör – fast dreimal länger als die erwarteten drei Stunden. Es soll für Blatter «kräfteraubend» gewesen sein, ist aus seinem Umfeld zu hören.
Womöglich war dies Blatters letzter Aufenthalt im Fifa-Gebäude am Zürichberg. Denn der Richter der Fifa-Ethikkommission, Hans-Joachim Eckert (67), behandelte einen für Blatter harten Antrag: lebenslängliche Sperre. Der Vorwurf: Korruption und ungetreue Geschäftsführung. Dabei geht es um eine Fifa-Zahlung von zwei Millionen Franken an Michel Platini (60) im Jahr 2011. Am Abend kam ein dürres Communiqué von Anwalt Erni: «Beweise zeigen, dass sich Blatter sauber verhalten hat. Die Sperre muss aufgehoben werden.»
Das Urteil wird am Montag um 10 Uhr bekannt. Blatter kann danach am Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne Berufung einlegen.
Gleichentags schlug der russische Präsident Wladimir Putin (63) Blatter für den Friedensnobelpreis vor.