Wir versuchten zu manipulieren

Bei einem Teller Bündnerfleisch plaudert der Fifa-Präsident einen Knüller aus: Er wollte tricksen, um den USA die Fussball-WM zu geben.

Von Peter Hossli

obama_blatterTischt der Kellner im Stammlokal ein gefährliches Mahl auf, ist wohl etwas faul. Häppchen aus Lachs, Gurken und Kaviar lagen letzte Woche vor Sepp Blatter (79) im Zürcher Restaurant Sonnenberg, dort, wo der Walliser immer isst. Und wo jeder weiss: Er ist allergisch auf Meeresfrüchte.

Die Episode schildert die «Financial Times». Einer ihrer Reporter traf Blatter im Sonnenberg zum Interview. Und hörte aus dem Mund des suspendierten Fussball-Bosses Ungeheuerliches. Blatter, der statt Fisch zur Vorspeise Bündnerfleisch verzehrt, erzählt von einem «Gentlemen’s Agreement» – einer Absprache, die WM 2018 und 2022 an zwei Weltmächte zu vergeben. Zuerst an Russland, dann an die USA. Einflussreiche Fifa-Funktionäre hätten das «hinter den Kulissen» entschieden. «Es war diplomatisch vereinbart, [die WM] dorthin zu geben.» Was ein neues Licht auf Blatters Besuch am 27. Juli 2009 im Weissen Haus wirft. Weihte Blatter US-Präsident Barack Obama (54) in diese Pläne ein?

Ein europäischer Staatschef durchkreuzte das Komplott. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy (60) habe Ex-Fussballer Michel Platini (60) vor der Wahl am 2. Dezember 2010 gedrängt, Katar zu wählen. «Platini rief an, sagte, ‹ich mache nicht mehr mit, da mir der Präsident sagte, ich müsse die Situation Frankreichs berücksichtigen›.» Platinis Abkehr habe viele Stimmen – und die USA die WM gekostet. In die Kränze kam Katar.

Warum Sarkozy sich eingemischt haben soll, sagt Blatter nicht. Klar ist: Französische Konzerne bauen gigantische Projekte im Emirat am Persischen Golf. Katar hält Anteile vieler grosser französischer Firmen wie der Lagardère Group, Total oder GDF Suez. Eben erst erwarb Katars Luftwaffe französische Jets für sieben Milliarden Dollar.