Gemeinsam in den Abgrund

Fifa-Boss Blatter und Uefa-Chef Platini sind suspendiert. Der Franzose legt Einspruch ein und will die Geschäfte weiterführen.

Von Peter Hossli und Martin Arn

plattini_blatterEs ist 12.23 Uhr, als am Zürichberg die Erde bebt. Die Ethikkom­mission der Fifa teilt am Donnerstagmittag mit, dass Fifa-Präsident Sepp Blatter und Uefa-Chef Michel Platini für 90 Tage suspendiert werden. Beide bleiben von allen Fussball-Aktivitäten ausgeschlossen. Ebenfalls suspendiert ist Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke und Ex-Vize Chung Mong Joon für sechs Jahre gesperrt.

Platini wird Einspruch gegen seine Sperre einlegen – die Uefa unterstützt ihn dabei. Sie will Platini sogar weiterhin die Amtsgeschäfte überlassen! Sie sehe «zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit» einer Übergabe an den potenziellen Interims­präsidenten Angel Maria Villar Llona. «Der Uefa-­Präsident wird alle nötigen Schritte einleiten, um seinen Namen reinzu­waschen», teilt die Uefa mit. Platini: «Nichts wird mich dazu bringen, aufzugeben.»

Und Blatter? Gegen ihn ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft. Es geht um TV-Verträge mit dem karibischen Fussballverband, die Blatter weit unter Wert verkauft haben soll. Ausserdem soll Blatter im Februar 2011 zwei Mio. Fr. an Platini gezahlt haben – angeblich für Beratertätigkeiten, die Platini von 1999 bis Juni 2002 leistete.

Blatters Berater Klaus J. Stöhlker sagt: «Sepp Blatter ist leicht enttäuscht, dass man ihn in der Ethikkommission nicht angehört hat.» Dem widerspricht Andreas Bantel, der Sprecher der Untersuchungskammer der Ethik-Kommission: «Herr Blatter
ist am 1. Oktober ausführlich befragt worden.»

Stöhlker sagt auch, Blatter nehme seine Suspendierung «relativ gelassen». Er wolle nun «den Übergang managen». Das dürfte Wunsch­denken bleiben. Blatter hat Hausverbot bei der Fifa! BLICK erfuhr: Zuerst war vorgesehen, ihn nach dem Urteil vor laufenden Fernsehkameras und begleitet von Sicherheitsleuten vor die Fifa-Türe zu setzen. «Diese Demütigung», heisst es aus Fifa-Kreisen, «wollte man ihm ersparen.»

Blatter am Boden? Mitnichten, sagt Stöhlker: «Es gibt für ihn keinen Grund für einen Rücktritt. Er ist 90 Tage an die Seitenlinie gestellt, mehr ist nicht passiert.»

Stöhlker weiter: «Er wird mit seiner Tochter am Simplon spazieren.» Laut Stöhlker will Blatter die Wahl des Weltfussballers im Januar unbedingt selber über die Bühne bringen. «Er gibt sich nicht so rasch geschlagen.»

Interimistisch führt Issa Hayatou die Fifa-Geschäfte. Der Kameruner ist gesundheitlich angeschlagen und reist stets in Begleitung eines Arztes.