Von Peter Hossli
Scharf verurteilte US-Präsident Barack Obama (54) vor zwei Tagen russische Luftangriffe in Syrien. Statt die Terrorbande Islamischer Staat trafen die Bomben von Wladimir Putin (62) syrische Rebellen und töteten Kinder.
Kleinlaut mussten Obamas Offiziere gestern eingestehen: US-Bomben haben in Afghanistan ein Spital der Organisation Médecins Sans Frontières (MSF) getroffen. Aus Versehen. «Wir zielten auf feindliche Individuen, dabei kam es in
einem Spital zu Kollateralschäden», so das Pentagon nüchtern. 19 afghanische Ärzte und MSF-Mitarbeiter starben. Weitere 37 Personen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Das Krankenhaus in der nordafghanischen Stadt Kunduz erlitt grosse Schäden.
Die Kampfpiloten hätten wissen müssen, was sie bombardieren, kritisiert MSF. «Alle Konfliktparteien in Kabul und Washington sind über die genaue Position des MSF-Spitals informiert worden.» Obwohl sie dem US-Militär die Bombardierung des Spitals sofort telefonisch mitteilten, seien noch mindestens eine halbe Stunde lang Geschosse eingeschlagen.
Der Zwischenfall zeigt, wie labil die Lage in Afghanistan geworden ist. An einem einzigen Tag überrannten Milizen der Taliban die Stadt Kunduz. Mit Hilfe von US-Kampfjets versucht die afghanische Armee nun, sie zurückzuerobern. US-Leitartikler sehen in Afghanistan bereits ein ähnliches militärisches Debakel für die USA wie im Irak.