«Das Hoffen und Bangen und Leiden ist vorbei»

Am Tag danach sind die Griechen in Athen erstaunlich erleichtert.

Von Peter Hossli (Text) und Pascal Mora (Fotos)

MORA5517Azurblau strahlt der Himmel nach dem Gewitter über Athen. Erstaunlich entspannt wirkt Athen heute Morgen – wenige Stunden nachdem das Land sich für zahlungsunfähig erklärt hat. Also pleite gegangen ist.

Um Mitternacht hätte der Staat 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zahlen müssen. Und tat es nicht.

MORA5531Und doch ist in Athen nichts passiert, gehen jene zur Arbeit, die Arbeit haben, sind die Schlangen vor den Geldautomaten so lang wie gestern. «Das Hoffen und Bangen und Leiden ist vorbei», sagt die Besitzerin eines kleinen Supermarktes. «Das ist eine Chance für uns.» Das Land konzentriere sich jetzt auf die Abstimmung am Sonntag – und hofft auf einen Neuanfang, auf die Stunde null. Das alte, verhasste Sparregime ist weg, jetzt kann bis Mitte Juli ein Kompromiss zwischen Athen und Brüssel gefunden werden. Ein Programm, das Griechenland zu weiteren Reformen zwingt, das es aber atmen lässt und dem Land eine Perspektive gibt, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

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Ein erster Schritt ist die Abstimmung am Sonntag. Bereits hängen Plakate an Strassenlampen, die meisten werben für ein Ja – ein Ja für Sparmassnahmen.

«Es gibt einen Thriller bis zur Wahl», titelt eine Zeitung. Gemäss neusten Umfragen sagen 54 Prozent der Griechen Ja – gegen den Willen von Regierungschef Tsipras. 13 Prozent sind unentschieden. Und 33 Prozent wollen zurück zur Drachme und somit zum Chaos in Europa.