Von Peter Hossli
Mit zwei herrlichen Toren schoss Zinédine Zidane (42) am 12. Juli 1998 «les bleus» zum WM-Titel. Frankreich lag sich in den Armen. «La Grande Nation» hatte ein grossartiges Turnier durchgeführt – und es am Schluss gewonnen.
Nun aber weiss die Welt: Etwas war damals faul. Die US-Justiz veröffentlichte in der Nacht auf heute ein 40 Seiten starkes Verhörprotokoll mit Ex-Fifa-Funktionär Chuck Blazer (70). Unter Eid sagte der Amerikaner im November 2013 in Brooklyn vor Gericht aus: «Ich habe Bestechungsgelder im Zusammenhang mit der Vergabe der Weltmeisterschaften von 1998 entgegengenommen.»
Blazer ist der Kronzeuge in den Ermittlungen der US-Behörden gegen die Fifa. Vor ihm zittert der Weltfussball. Er sagt, was viele vermuten: Bei fast jeder WM der Neuzeit lief etwas krumm. Blazer vor Gericht: «Ich habe Bestechungsgelder für die Vergabe der WM 2010 in Südafrika entgegengenommen.» Bei der Anhörung zugegen war die heutige US-Justizministerin Loretta Lynch (56) – und Chefanklägerin im Fall Fifa.
Besonders brisant im nun veröffentlichten Protokoll ist die Seite 35: «Is there anything else?», fragt Richter Raymond Dearie (71). «Haben Sie sonst noch was? Blazers Antwort ist lange – und abgedeckt. Wen hat er verpfiffen? Wen will die US-Justiz nicht warnen? Hat Blazer den abtretenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter (79) angeschwärzt? Tritt der Walliser deshalb zurück?
Je deftiger Blazer auspackt, desto milder fällt seine eigene Gefängnisstrafe aus. Zu verlieren hat er ohnehin nicht mehr viel. Blazer leidet an Darmkrebs und Diabetes. Sein Herz ist krank. Er dürfte alles daran setzen, seine letzten Tage in Freiheit zu verbringen.
Immer deutlicher wird der Sumpf um die Vergabe des beliebtesten Turniers. FBI und Bundesanwaltschaft ermitteln, ob es beim Zuschlag der WMs 2018 und 2022 zu Korruption kam. Blatter selbst tönte an, dass Deutschland nicht ohne Ungereimtheiten zur WM 2006 kam. In Südkorea sollen 2002 sogar einzelne Spiele des asiatischen Gastgebers gekauft gewesen sein.
Und stets arbeitete Blatter bei der Fifa. Er fing 1975 an, wurde 1981 Generalsekretär, 1998 Präsident. Entweder wusste er, dass nicht alles sauber läuft – oder er hatte den Laden nicht im Griff. Am Dienstag berichtete die «New York Times» und ABC News, Blatter selbst sei ins Fadenkreuz der US-Justiz geraten.