USA krallen sich den Fussball

Seit Jahren steht die Fifa in der Kritik. Nichts passierte. Jetzt aber wird es kritisch – wegen den USA. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

seppSepp Blatter ist schlau. Er ist klug. Nie hat ihn sein Instinkt betrogen. Den anderen eilt er stets einen Schritt
voraus. Kläffende europäische Journalisten? Muffe französische Fussballfunktionäre? Der Kaiser? Sie alle konnten dem Walliser nie etwas anhaben.

All das nützt dem unverwüstlichen Präsidenten der Fifa nun nichts. Sein Gegner hat ein anderes Kaliber: die US-Justiz. Sie ist so rücksichtslos wie unbarmherzig. Und wir Schweizer neigen dazu, sie zu unterschätzen. Der Bundesrat lächelte, als die USA den Finger auf nachrichtenlose Vermögen aus dem Zweiten Weltkrieg legten. Banker lächelten, als US-Ermittler schwarzen Konten in der Schweiz nachstellten.

Heute lächelt niemand mehr, das Bankgeheimnis ist weg. Mancher Banker reist nicht mehr nach New York, weil er eine Inhaftierung fürchtet.

Dabei fing es harmlos an, zuletzt feuerten die US-Behörden ständig Attacken. Bis die Banken nicht mehr konnten, viel zahlten – und sich änderten.

Ähnlich dürfte es der Fifa ergehen. Die USA krallen sich jetzt den Fussballverband. Was spektakulär im Baur au Lac begann, ist nur der Auftakt einer orchestrierten Kampagne.

Für US-Justizministerin Loretta Lynch ist der Fall Fifa ein Sprungbrett, um US-Bundesrichterin zu werden. Dazu benötigt sie dickere Trophäen als einen 83-jährigen Uru­gu­a­yer. Sie will den ganzen Fussball bändigen. Und somit Blatter.

Foto: Pascal Mora