Von Peter Hossli
Schweizer sind gute Menschen. Wir spenden gerne, und wir spenden viel. Fragen müssen wir uns allerdings, warum ein Leid uns mehr berührt als das andere.
Eine Woche vor dem Erdbeben in Nepal: in einer einzigen Nacht ertrinken im Mittelmeer 850 Menschen. Sie waren unterwegs zu uns. In Libyen warten weitere 600 000, die nach Europa wollen. Für sie sammeln wir nicht. In Syrien kamen seit 2011 über 220 000 Menschen ums Leben, elf Millionen sind auf der Flucht. Kalt lässt uns das nicht – es überfordert uns. Deshalb blicken wir weg, spenden kaum. Obwohl das groteske Leid so nah ist.
Es ist einfach, Geld für ein Land wie Nepal zu sprechen. Für eine Not, an der niemand schuld ist. Für Somalis und Syrer aber genügt Geld allein nicht. Wir müssten barmherzig sein, ja Menschen aufnehmen. Politiker müssten die Konflikte endlich anpacken. All das tun wir aber nicht – aus Furcht, dass die Fremden uns um unsere Behaglichkeit bringen.
Foto: Pascal Mora