Wieso kommt dieser Mann in die Schweiz?

Der neue CS-Chef Tidjane Thiam: Kein Bankkonto, weniger Lohn – und keiner weiss, wann er anfängt.

Von Peter Hossli

Für die Credit Suisse ist er der grosse Coup. Tidjane Thiam (52) ersetzt Brady Dougan (55) an der Spitze der Schweizer Grossbank. Der Ivorer soll die stagnierende CS wieder bewegen.

Doch: Wann bezieht der jetzige Chef der britischen Versicherung Prudential sein Zürcher Büro? Dazu hat die Bank bisher nichts gesagt.

Eine BLICK-Anfrage bei der Pressestelle löst ein kafkaeskes Gespräch aus. «Wir haben kommuniziert, dass Brady Dougan Ende Juni aufhört», so der CSSprecher, «das steht in der Pressemitteilung.» Ja, aber wann fängt Thiam an? «Wir sagen dazu nicht mehr als das, was wir kommuniziert haben.» Ein börsenkotierter Konzern sollte wissen, wann der Chef anfängt. «Dazu sagen wir nichts.» Gibt es Probleme? «Kein Kommentar.»

Am nächsten Tag meldet sich ein CS-Sprecher. Er verweist auf den Geschäftsbericht, nach dem der CS-Verwaltungsrat Thiam «per Ende Juni 2015 zum neuen CEO» ernannt habe. Gut, ab wann ist er am Paradeplatz tätig? Das könne er nicht sagen.

Wie viel wird Thiam verdienen? Sagt die CS nicht. Klar: Ist es gleich viel, wie Vorgänger Dougan bekommt, so nimmt Thiam eine satte Lohneinbusse in Kauf. 11,4 Millionen Pfund erhielt der Prudential-Chef 2014, das sind 16,35 Millionen Franken – und sieben Millionen mehr, als Dougan erhielt. Beharrt Thiam auf seinem bisherigen Salär, wäre er der Top-Verdiener unter Schweizer Managern.

Das Geld erhält er bar, in Aktien und Optionen. Ob die CS alles in der Schweiz verwalten wird, ist eher fraglich. Thiam ist mit einer Amerikanerin verheiratet, hat in den USA gearbeitet. Er ist daher gewissen US-Steuergesetzen ausgeliefert, muss mit seiner Frau in den USA eine Steuererklärung einreichen – oder belegen, keine US-Einkünfte zu haben. Kunden mit solchem US-Bezug lehnt die CS in der Schweiz seit dem US-Steuerstreit ab. «Da Herr Thiam noch nicht angefangen hat, sagen wir nichts über sein Konto», sagt der CS-Sprecher. Gewisse Bankleistungen stünden US-Personen in der Schweiz zwar zu. «Aber die sind natürlich eingeschränkt.»