Zu Tode amüsiert

Ein Finger fesselt Europa – und entlarvt unsere Spassgesellschaft. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

jauch_varoufakisZum Greifen nah ist der Staatsbankrott in Griechenland. Die Folgen für Europa? Fatal. Und was beschäftigt Europa? Ob der griechische Finanzminister vor zwei Jahren den Finger obszön in die Höhe streckte.

Diese Geschichte kennt nur Verlierer. Günther Jauch, weil er Wichtiges banalisiert und grundlos einen Minister vorführt. Yanis Varoufakis, weil er die Wahrheit verschleiert. Die Medien, weil sie am Finger kleben bleiben statt zu erklären. Komiker Jan Böhmermann, weil er Gleiches tut. Gezielt bedienen sie alle eine Spassgesellschaft, die sich nicht mehr ernsthaft mit einer Sache auseinandersetzen mag. Die süchtig ist nach Trash. Die sich nonstop auf Twitter und Facebook äussert, ohne viel zu sagen.

Der verstorbene US-Soziologe Neil Postman scheint recht zu behalten. Sein Buch über Medien trug bereits 1985 den Titel: «Wir amüsieren uns zu Tode.»