Zuerst nach Manhattan, dann nach Basel

Einst sassen nur Reformierte in der Geschäftsleitung der Kreditanstalt. Was die Ernennung von Tidjane Thiam zum neuen Chef der CS bedeutet. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

csStänderat Thomas Minder schreibt schneller, als er denkt. Mit Tidjane Thiam als Chef sei die CS keine Schweizer Bank mehr, notierte er auf Facebook.

Gemach. Die Credit Suisse war zuerst Zürcher, dann Weltbank. 1856 gründete Alfred Escher die Schweizerische Kreditanstalt (SKA). In New York richtete er 1870 erstmals eine Auslandsvertretung ein. Ganze 35 Jahre später (!) kam in Basel 1905 die erste SKA-Filiale ausserhalb Zürichs hinzu.

Religion war wichtig bei der Gründung, die Konfes­sion lange entscheidend für die Mitgliedschaft in der Generaldirektion. Die Vorgabe bis Ende Sechzigerjahre: reformiert, freisinnig, zürcherisch, männlich. 1977 brachte der Chiasso-Skandal horrende Verluste. Fortan war alles anders. Der Zuger Katholik Rainer Gut kam an die Spitze. Noch Jahre aber trug der neue Chef nur den Titel «Sprecher» der Geschäftsleitung – weil er katholisch ist.

Mit der Berliner Mauer fielen weitere Schranken. Die Welt ist nun global, es braucht Banker, die das verstehen. Die Konfession beim ostdeutschen CEO Oswald Grübel? Bei den Amerikanern John Mack und Brady Dougan? Egal. Nicht mehr reformierte Zürcher sollen die Bank führen – sondern die besten. Der künftige Chef ist Muslim, worüber weder er noch die CS-Verwaltungsräte sprechen. Zu Recht. Denn die Credit Suisse will eine Bank von Welt sein. Und das ist gut für die Schweiz.