Der Missverstandene geht

Credit-Suisse-Chef Brady Dougan tritt ab. Was hinterlässt er? Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

douganAuf seinen Krawatten tanzen Eisbären und Zebras. Der ­Asket isst rohe Salate und halbgares Gemüse, trinkt dazu Cola Zero. Selten schläft er länger als vier Stunden pro Nacht. Golf verachtet er. Er joggt, meistens alleine.

Nie hatte die Schweiz einen Banken-Chef erlebt wie ihn, den «Brady», wie Dougan am Paradeplatz hiess. Er führte die Credit Suisse acht Jahre, so lange wie wenige.

Und doch blieb der Amerikaner den Schweizern fremd, die Schweizer dem Amerikaner. «Ich bin frustriert», sagte er im letzten Interview – und war wohl erstmals richtig authentisch. Jetzt tritt er ab, aus seiner Optik als der grosse Missverstandene.

Er gilt als bester Banker seiner Generation, der nie zeigen konnte, wie gut er ist. Der vor allem Krisen managen musste. In einer Zeit, in der die Bank-Aktien absackten und die Banker ihren Ruf und ihre Würde verspielten.

Was bleibt? Ohne staatliche Hilfe brachte Dougan die Credit Suisse durch die Finanzkrise. Was weltweit wenigen Grossbanken gelang.
Vor fünf Jahren erhielt er 70,9 Millionen Franken ­Bonus, dazu ein Gehalt von 17,9 Millionen Franken. Für viele Schweizer waren diese Zahlen pervers, für den globalisierten Amerikaner ein Ausdruck seiner Erfolge. Gier trieb ihn an, aber er klotze nicht. Er fuhr einen Prius.

Schlau – und in der Schweiz unterschätzt – war sein Deal mit den USA im Steuerstreit. Ohne Notrecht des Bundesrats befreite er die CS vom Schlamassel, das seine Vorgänger angerichtet hatten.