Von Peter Hossli
Spekulant und Milliardär George Soros (84) wartete gestern am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR mit einer Überraschung auf. BLICK fragte ihn, warum die Schweizerische Nationalbank (SNB) aus seiner Sicht den Euro-Mindestkurs aufgegeben habe. Die Erklärung des Amerikaners: Staatsfonds anderer Länder hätten die SNB gebeten, diesen Schritt zu unternehmen.
Er selbst sei vom Entscheid überrascht gewesen, sagte Soros. Lange Zeit habe er geglaubt, die Nationalbank werde kaum vom Mindestkurs abrücken. «Rückblickend war die Abkehr aber nicht mehr abwendbar», korrigiert Soros seine Position. «Es floss derart viel Geld aus dem Euro in den Franken, dass es nicht mehr tragbar war.» Nicht mehr tragbar war das laut Soros für Staatsfonds. «Sie gingen direkt zur Nationalbank und haben sie gebeten, aus dem Mindestkurs auszusteigen und den Franken wieder dem freien Markt auszusetzen», sagte der in 1930 in Ungarn geborene Devisenexperte. «Das hat der Nationalbank aufgezeigt, dass sie sehr schnell handeln musste.» Welche Staatsfonds bei der SNB angeblich vorsprachen, konnte Soros nicht sagen.
Vor drei Jahren, nach der Festsetzung der Untergrenze, sagte Soros, der einst selbst gegen das britische Pfund spekuliert hatte, noch zu BLICK: «Die Schweizerische Nationalbank kann so viele Franken drucken, wie sie will, um die Untergrenze zu halten.» Und lobte den «sehr cleveren Schachzug».
Das US-Magazin «Forbes» beziffert Soros’ Vermögen auf 24 Milliarden Dollar. Er werde sich künftig nicht mehr um dessen Verwaltung kümmern, sagte er. Sein Fokus gelte der politischen Arbeit. Markig griff er Russlands Präsident Wladimir Putin (62) an und nannte Russland einen «Mafiastaat». Hingegen lobte er die Bemühungen um Demokratie in der Ukraine – und gemahnte Europa zur Solidarität mit dem Staat an Russlands Grenze.