Auf Augenhöhe mit den Grossen

Die Schweiz und China stehen am WEF im Mittelpunkt – und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga überzeugt.

Von Peter Hossli

sommarugaDie Schweiz spielt am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos meist eine Nebenrolle. Sie ist Gastgeberin. Die Gäste aber debattieren Krisen und Probleme der anderen.

Nicht so dieses Jahr. Die Schweiz und ihre Währung stehen im Mittelpunkt vieler Gespräche. Reichlich Unsicherheit löste die Schweizerische Nationalbank (SNB) letzte Woche aus.

Unsicherheit war sodann das zentrale Thema in der gestrigen Rede von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (54). Doch die Schweiz erwähnte sie mit keinem Wort – und wirkte so weit weniger provinziell als Bundespräsidenten in früheren Jahren. Ihr Englisch war perfekt, sie wirkte selbstsicher, war dezent und doch auffälliger geschminkt als sonst, wirkte im eleganten bordeauxroten Kleid modern. Ihr Designer? Akris Punto, eine Schweizer Marke.

Sie erwähnte Ängste vieler Menschen vor der Globalisierung. Forderte von der Politik mehr Glaubwürdigkeit, von Banken mehr Verantwortung. Sie sprach vom Terrorismus – und mahnte die Staatschefs, nicht nur nach Attacken, sondern immer für Menschenrechte und eine freie Presse einzustehen.

li-keqiang-simonetta-sommaruga-wefNach ihr sprach der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang (59). «Früher war Davos das Zentrum, um Lungenkranke zu heilen, dann kam Penicillin», begann Li. «Heute ist Davos das Zentrum des Denkens.»

Er habe etwas Zeit gehabt und sei auf einen Berg gestiegen. «Davos sieht von oben ganz ruhig aus», sagt er. «Die Welt ist aber weniger friedlich, wir müssen hier in Davos ein neues Penicillin für die Welt erfinden.»

Dann ging es ums Geschäft. China werde langsamer wachsen als bisher. «Die neue Normalität ist schnelles Wachstum, nicht superschnelles.» Doch er beruhigte: «Es wird in China keine harte Landung geben.»

Am Nachmittag trafen sich Li und Sommaruga in Davos, mit dabei die Präsidenten ihrer Notenbanken. Die SNB und die chinesische Nationalbank unterzeich­neten eine Absichtserklärung für eine Finanzkooperation. Das Ziel: Die Schweiz soll zum wichtigen Handelsplatz für die chinesische Währung Renminbi werden.