“Die Ukraine gehört in die EU”

Die ukrainische Präsident Petro Poroschenko wirbt in Zürich für einen Beitritt seines Landes zur Europäischen Union.

Von Peter Hossli (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

poroschenkoHunde schnüffeln nach Sprengstoff. Dickhalsige Wächter durchwühlen Taschen. Behelmte Polizistinnen recken ihre Gewehre zum Himmel. Einer Festung glich gestern Abend die Universität Zürich. Zu Gast im grössten Hörsaal? Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko.

Bundesrat Didier Burkhalter (54) stellt ihn vor – und zeichnet ein düsteres Bild vom Konflikt in der Ostukraine: «Es ist eine Tragödie für die Menschen in der Ukraine, sie erleben eine der schlimmsten Krisen seit dem Ende des Kalten Kriegs.»

Poroschenko – ein kräftiger Kerl, der älter aussieht als seine 49 Jahre – spricht in perfektem Englisch über die famose Rede von Winston Churchill, als der 1946 an der Universität Zürich die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa forderte. «Die Ukraine gehört in die EU», bekräftigt nun Poroschenko am selben Ort. «Europa wird dadurch sicherer werden.»

Er dankt der Schweiz für ihre Bemühungen um Frieden – bis ihn prorussische Demonstranten lauthals unterbrechen, ihm schreiend ins Wort fallen. «Freiheit für das Donezkbecken», ruft einer, zeigt ein «Je suis Donbass»-Schild. «Ich will niemandem zuhören, der Kinder tötet», schreit eine Frau. Wächter zerren beide aus dem Saal. Poroschenko reagiert gelassen, geht auf sie ein, sagt, russische Raketen hätten in Donezk Kinder getroffen, nicht er. «Mein Land führt Krieg gegen Terroristen», klagt Poroschenko – und provoziert damit einen jungen Mann im Hörsaal. «Das sind nicht Terroristen, sondern Zivilisten!», ruft dieser.

Das Publikum buht. «Reden Sie nur», sagt Poroschenko und gibt sich demokratisch. «Es ist wichtig, im Beisein des ukrainischen Präsidenten zu reden, das dürften Sie in Russland nicht.»

Die ganze Welt sei vom Terror in der Ukraine betroffen, sagt Poroschenko, nennt beispielhaft den Abschuss von Flug MH 17 durch russische Raketen. «Ich bin Präsident des Friedens, nicht des Kriegs», sagt der Milliardär, reich geworden durch den Handel mit Schoggi.

Er stellt seinen Plan vor, die Region zu befrieden – und fordert von pro-russischen Rebellen: «Hört auf zu schiessen, lasst die Geiseln frei, zieht die Truppen ab.» Dann, sagt Poroschenko, «sind wir bereit für den politische Dialog – und den Frieden.»