Im Estrich schlafen die Scharfschützen

Das Grandhotel Belvédère in Davos hat schon wieder einen neuen Direktor. Thomas Kleber verspricht zu bleiben.

Von Peter Hossli (Text) und Valeriano di Domenico (Fotos)

thomas.kleberDer ranke Hoteldirektor steigt die enge Treppe hoch, duckt sich im Estrich. «Hier schlafen während des WEF die Scharfschützen», sagt er und öffnet die Luke zum Dach. Vor ihm liegt die Davoser Pracht – Berge, die verschneite Hochebene, eine alpine Stadt. «Ich habe einen Traumjob», sagt Thomas Kleber (49). Seit 1. Dezember führt er das Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos.

Er ist ein Neuer. Schon wieder. Jährlich geben sich die Belvédère-Direktoren die Klinke in die Hand, seit Ernst Wyrsch 2011 das Nobelhaus nach 15 Jahren verliess. «Über die Vergangenheit kann ich nichts sagen», so Kleber. «Aber ich bringe Kontinuität nach Davos, ich bin hier, um zu bleiben.» Zur Freude der Stammgäste. «Sie sind bis zu zwei Wochen bei uns, sie freuen sich, den Direktor jedes Jahr zu sehen.»

Fünfzig wird Kleber im Dezember, strahlt aber die unbekümmerte Frische eines Jungen aus. Nein, der Rubelkurs beeinträchtige sein Geschäft nicht. Viele Gäste stammten aus Deutschland und der Schweiz – wo der Rubel reichlich rollt. Ja, das Belvédère werde wieder eines der Zentren des World Economic Forums (WEF) sein.

Nein, die Konkurrenz fürchte er nicht. Nicht mal das schicke Intercontinental, bekannt als «Goldenes Ei»? «Am WEF sind die Strassen verstopft, da ist jeder froh, kann er zu Fuss gehen.» Er weiss: Sein Haus ist nah am Geschehen, das Ei abgelegen. Und andere neue Hotels? «Konkurrenz belebt das Geschäft.» Das WEF beginnt am 20. Januar. Es ist Klebers erstes. «Da gehe ich mit dem nötigen Respekt ran.» Wen er beherbergt, entscheiden die WEF-Organisatoren. Namen gibt er nicht preis. «Diskretion ist mir wichtig.»

thomas.kleber2Letztes Jahr stiegen der britische Premier David Cameron (48) hier ab, der US-Aussenminister John Kerry (71) und Frankreichs Präsident François Hollande (60). Gegen 300 WEF-Partys wird es im Belvédère geben, mit bis zu 400 Gästen. «Die Vorbereitungen fürs nächste WEF beginnen am Tag, an dem dieses WEF endet», sagt Kleber. Seit 30 Jahren ist er in der Branche tätig, diente Hotels in New York und Paris, Bonn und Baden-Baden (D). «Ich durfte in meiner Laufbahn schon einigen Staatschefs die Hand reichen.»
Ungern werfe er mit Namen um sich, lässt sich dann doch einige entlocken. Bill und Hillary Clinton waren einst seine Gäste, Boris Jelzin, Yassir Arafat, Königin Silvia.

Was die Sicherheit betreffe, so sei das WEF anders. Nicht eine Persönlichkeit gebe es zu schützen – sondern Hunderte. «Das verlangt von allen viel Flexibilität, selbst von den Präsidenten.» Abgesehen von Scharfschützen auf dem Dach werde bei ihm die Sicherheit diskret sein. Zumal die ganze Region bestens bewacht sei.

Kleber spricht klar, und er spricht gern mit den Händen. Er sei «ein Familienmensch», sagt er. 20 Jahre ist er verheiratet mit der Frau, die er seit 30 Jahren liebt. Die beiden haben drei Kinder von 14 bis 19 Jahren. Die Hotellerie? «Sie ist kein Beruf, sie ist meine Passion.»