Von Peter Hossli
Die letzten Worte aus dem Cockpit der Malaysia Airlines sind rein technischer Natur. Es ist der 17. Juli, 13 Uhr, 19 Minuten und 56 Sekunden Ortszeit, nahe der ukrainisch-russischen Grenze. Mit «Romeo-November-Delta, Malaysian one seven» bestätigt der Pilot von Flug MH 17 eine Anweisung der Lotsen, am Boden zum Wegpunkt Romeo-November-Delta zu fliegen. Um 13 Uhr, 20 Minuten und 3 Sekunden stoppen der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmenrekorder ihre Aufnahmen. Die Boeing 777-200 stürzt ab – zerfetzt.
Piloten und Passagiere hatten keine Chance. Das geht aus dem gestern veröffentlichten, 34 Seiten langen Zwischenbericht der niederländischen Flugsicherheitsbehörde (OVV) hervor.
Das Flugzeug war in tadellosem Zustand, die Crew genügend gut ausgebildet, der Start in Amsterdam verlief problemlos. Hinweise auf menschliches Versagen gibt es nicht. Niemand manipulierte die Flugschreiber. Der Jet wurde abgeschossen.
Die Ermittler fanden insbesondere im vorderen Teil des Wracks und in der Region des Cockpits etliche Löcher. «Eine grosse Anzahl schnell fliegender Objekte» durchsiebte den Passagierjet, so der Bericht. Anschliessend brach die Maschine auseinander. Die Wrackteile
fielen zu Boden, verteilt auf einem fünf Kilometer breiten und zehn Kilometer langen Gebiet. Alle Insassen – 298 Menschen – starben. Darunter waren 193 Holländer und 43 Malaysier.
«Der Absturz von Flug MH 17 hat die Welt schockiert und viele Fragen aufgeworfen», sagte OVV-Chef Tjibbe Joustra in einer Pressemitteilung. «Die ersten Ergebnisse der Untersuchung weisen auf eine externe Ursache hin. Es werden weitere Ermittlungen nötig sein, um diese genauer zu benennen.»
Der Befund erhärtet jene These, die seit Beginn kursiert: Jemand holte MH 17 mit einer Boden-Luft-Rakete vom Himmel. Diese schlug nicht ins Flugzeug ein, sondern explodierte kurz davor – auf Höhe des Cockpits. Schrottteile schossen auf das Flugzeug zu und durchschlugen es. Der Bericht nennt diese Erklärung explizit nicht. Ebenso wenig versucht er, Rückschlüsse auf die Täterschaft zu ziehen.
Die Ermittler betonen, dass der Flugraum über der Ukraine am 17. Juli nicht gesperrt gewesen sei – obwohl auf dem Boden ein bewaffneter Konflikt zwischen ukrainischen Soldaten und prorussischen Separatisten tobte. Beide Seiten schieben sich die Schuld am Unglück zu.