Von Peter Hossli
Die kürzeste und somit günstigste Flugroute nach Asien führt über die Ost-Ukraine. Wo ein wüster Bürgerkrieg tobt. Deshalb flog die Air France weit südlicher von Paris nach Bangkok. British Airways leitete ihre Jumbojets über Russland und Rumänien nach Asien.
Nicht so die Swiss und ihre Muttergesellschaft, die deutsche Lufthansa. Sie leiteten ihre Flugzeuge über die Ost-Ukraine, wo gestern eine Boeing 777 der Malaysian Airlines abstürzte, getroffen von einer Rakete.
Ging die Swiss ein Risiko ein? «Sicherheit kommt zuerst», sagt Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek. «Unsere Sicherheitsabteilung ist stets in Kontakt mit Behörden, um die Situation zu evaluieren», sagt sie. «Es lag keine offizielle Warnung der Luftfahrtbehörden für den Luftraum über der Ost-Ukraine vor.» Deshalb entschied die Swiss erst gestern, das Gebiet zu umfliegen. Was der Aviatik-Experte Olav Brunner kritisiert. «Sind in Kriegsgebieten wie der Ukraine Grossmächte beteiligt, sollte man diese Gebiete umfliegen.»
Es fehlen Regeln, wann eine Krisenzone für zivile Flugzeuge gesperrt wird. Oft entscheiden die Fluggesellschaften allein – im Wissen, dass Umwege Geld kosten. Die ukrainischen Behörden hielten ihren Luftraum in 10 000 Metern Höhe offen, obwohl diese Woche ein ukrainischer Kampfjet sowie ein Transportflugzeug abgeschossen wurden. MH17 flog eine von der IATA freigegebene Route. Nun umfliegen alle Airlines die Ost-Ukraine, auch die Swiss. Für 298 Menschen kommt dieser Routenwechsel zu spät.
Mitarbeit: Georg Nopper