“Mein nächstes Büro hat keine Ecken”

Hillary Clinton gibt Präsidentschafts-Kandidatur fast bekannt – in der Daily Show von Jon Stewart.

Von Peter Hossli

clinton_stewartDer mächtigste Mensch der Welt arbeitet zu Hause. Vom Oval Office aus befehligt der amerikanische Präsident Soldaten. Im famosen Büro ohne Ecken unterschreibt er  Gesetze, hält Sitzungen ab, telefoniert mit Astronauten. Hat er Zeit, spielt er mit seinen Kindern.

In diesem Büro im Weissen Haus will künftig Hillary Clinton (66) arbeiten. Das tönte die einstige First Lady vorletzte Nacht in der Talkshow des Satirikers Jon Stewart (51) an. Es war ihr bisher klarstes Bekenntnis, amerikanische Präsidentin werden zu wollen. «Mein nächstes Büro soll keine Ecken haben», sagte sie zu Stewart.

Clinton pries in dessen TV-Sendung ihr eben erschienenes Buch «Entscheidungen» an: ein Einblick in die weltweite Dip­lomatie, die sie als US-Aussen­ministerin von 2009 bis 2013 prägte. Ein «unglaublich gescheites Buch», lobte Stewart. «Aus erster Hand schildern Sie, was in den letzten vier Jahren geschah.» Nur: «Ich rede für alle – das Buch interessiert keinen, wissen wollen wir nur, ob Sie als US-Präsidentin kandidieren.»

Clinton grinste. Worauf Stewart versuchte, ihr mit verfänglichen Fragen ein Ja zu entlocken. Jahrelang pendelte Clinton als Senatorin zwischen New York und Washington. Als US-Aussenministerin flog sie in 112 Länder. Will sie weiterhin pendeln oder fortan daheim arbeiten? «Ich bin viele Jahre ge­pendelt», sagte Clinton. «Gerne würde ich fortan zu Hause arbeiten.» Im Weissen Haus läge ihr Schlafzimmer nur wenige Schritte vom Büro entfernt.

Und welche Form soll ihr Dienstzimmer haben – mit oder ohne Ecken? «Die Welt ist so kompliziert», sagte Clinton. «Je weniger Ecken es hat, desto besser.» Ein Oval hat keine.

Möchte sie lieber im Stau stehen oder den Stau verursachen? «Ich möchte mich für jeden Stau entschuldigen, den ich verur­sache», sagte sie schelmisch. Wohlwissend, dass die Kara­wanen von US-Präsidenten oft halbe Städte stilllegen.

Clinton ist konstant Kritik ausgesetzt. Das sei sofort vorbei, sobald sie ihre Kandidatur fürs Weisse Haus ausschliesse, sagt Stewart. Davon will Clinton nichts wissen: «Ich lebe mit Kritik, sie gehört zum Job.» Damit räumt sie letzte Zweifel aus. Sie wird 2016 für das höchste Amt im Land kandidieren.