Interview: Peter Hossli Foto: Daniel Rihs
Herr Botschafter, wie diplomatisch sind Sie während eines Spiels der deutschen Elf?
Otto Lampe: Sport hat mit Diplomatie wenig zu tun. Ich schaue die Spiele als deutscher Bürger, der sich jeweils nur während der WM oder EM für Fussball interessiert, sich aber dann voll mitreissen lässt.
Wie schlägt man Argentinien?
So wie wir Argentinien bereits drei Mal an einer WM geschlagen haben: entspannt und souverän.
Wie schlägt man Deutschland?
Indem man besser spielt.
Wegen welcher Tugend gewinnt Deutschland die WM?
Einst waren Deutsche die Schuhplattler, Brasilianer die Sambatänzer. Heute ist es umgekehrt.
Nach dem 7:1 sind die Erwartungen riesig. Wie gehen deutsche Spieler mit Druck um?
Druck fördert die Leistungsfähigkeit. Im Leben wie im Fussball.
Deutsche sind überall stark, im Sport, in der Politik, in der Wirtschaft. Muss man sich vor Deutschland fürchten?
Warum? Unsere Partner sind doch froh, dass es mitten in Europa ein Land gibt, das gut funktioniert und wirtschaftlich erfolgreich ist.
Sie haben drei deutsche WM-Titel erlebt. Welcher war der schönste?
Ich erinnere mich nur an 1990. Es war das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg, dass Deutsche frei und fröhlich die deutsche Flagge schwenkten.
Was würde ein vierter Titel mit Deutschland machen?
Nicht viel. Die Stimmungslage in Deutschland ist ohnehin sehr gut. Die Trikots aber müssten mit einem weiteren Stern bedruckt werden.
Warum ist die deutsche Elf Ausgabe 2014 weltweit so beliebt?
Weil ausgesprochen sympathische Jungs mitspielen. Sie widerlegen alte deutsche Stereotypen – und bestätigen, was der britische BBC ermittelt hat: Deutschland ist das beliebteste Land der Welt.
Warum singt die Hälfte Ihres Teams die Hymne nicht?
Bei der Schweiz singen auch nur wenige. Es ist schön, wenn einer die Hymne kennt und mitsingt. Aber ich hab kein Problem, wenn er einen Bezug zu einem anderen Land hat oder einfach nicht singen will.
Ist das Wunder von Belo Horizonte grösser als das Wunder von Bern?
Nein. Das Wunder von Bern hatte einen direkten Bezug zu Nachkriegs-Deutschland. Der Titel gab der deutschen Befindlichkeit einen Schub. Daraus entstand auch das deutsche Wirtschaftswunder. Heute läuft die deutsche Wirtschaft glänzend, die Befindlichkeit ist sehr gut.
Ihre Prognose fürs Finale?
Deutschland gewinnt 2:1.
Mit wem würden Sie am liebsten auf der Bellevue-Terrasse den Titel feiern: Jogi Löw, Angela Merkel oder Udo Lindenberg?
Am liebsten mit allen dreien.