Von Peter Hossli
Es war im Mai 2010. Fussball-Schiedsrichter Ibrahim Chaibou brachte 100 000 Dollar in bar auf eine Bank in einer südafrikanischen Kleinstadt. Am selben Abend pfiff Chaibou den Match Südafrika gegen Guatemala – ein Vorbereitungsspiel für die WM 2010. Die Afrikaner gewannen 5:0. Das Spiel war verfälscht. Chaibou gab zwei Penaltys wegen Handspiels, obwohl jeweils klar keine Hände am Ball waren.
«Das Spiel wurde von Wettbetrügern manipuliert.» Diese Aussage steht in einem bisher geheimen, 44 Seiten langen Bericht der Fifa. Gestern Abend publizierte die «New York Times» erschreckende Befunde daraus. Die Fifa gesteht: Gegen 15 Vorbereitungsspiele für die WM in Südafrika waren manipuliert worden – gekauft von der südostasiatischen Wett-Mafia. Laut Fifa-Bericht beteiligten sich Offizielle des südafrikanischen Fussballverbandes am Betrug.
Betroffen waren namhafte Fussball-Nationen wie die USA, Australien, Portugal und Dänemark. Belege, dass sogar WM-Spiele getürkt waren, gibt es zwar nicht. Es gab aber Versuche. So sollen einem WM-Schiedsrichter 400 000 Dollar für ein Spiel geboten worden sein. Er lehnte ab, weil er fürchtete, der Betrüger halte seinen Mund nicht.
Der Fifa-Bericht, schreibt die «New York Times», werfe «einen langen Schatten auf die WM» in Brasilien. Man könne nicht ausschliessen, dass erneut Vorbereitungsspiele verfälscht würden.
Ein Verdacht, der sich letzte Woche erhärtete. Der nigerianische Torhüter Austin Ejide (30) warf in einem Testspiel gegen Schottland den Ball ins eigene Tor – nachdem er ihn bereits gefangen hatte. Die Polizei ermittelt.
Die Fifa ist nicht untätig. Um die WM in Brasilien vor Betrug zu bewahren, schickt sie in alle Stadien zwölf Beobachter.