Ruhm und Ehre

Er ist heiss begehrt und wird jeweils im Frühjahr vergeben: Der amerikanische Pulitzer-Preis. Der Oscar des Journalismus geht an die Besten der Branche – wobei einige daran zerbrechen.

Von Peter Hossli

pulitzerSolches Lob weckt bei Reportern meist Begehrlichkeiten: «Für diese Geschichte hast du dir den Pulitzer verdient!» Solche Kritik aber treibt manchem den Schweiss auf die Stirn: «Mit diesem Text holst du dir bestimmt keinen Pulitzer!»

Der Pulitzer? Keine Auszeichnung ist bei Journalisten begehrter.

Gestiftet hat sie der in Ungarn geborene, in den USA reich gewordene Verleger Joseph Pulitzer (1847 – 1911). Kurz vor seinem Tod vermachte er der Columbia University in New York zwei Millionen Dollar. Die Universität baute damit eine Journalistenschule auf und zeichnet jährlich die besten Arbeiten von Reportern aus.

Den ersten Pulitzer-Preis gewann 1917 der Journalist Herbert Bayard Swope für ergreifende Reportagen aus dem deutschen Reich während des Ersten Weltkriegs.

Heute vergeben Jurys jährlich 21 Pulitzer-Preise, 14 davon an Presseleute. Die anderen erhalten Autoren und Dramaturgen, Romanciers, Poeten und Komponisten. Jeder Sieger erhält 10000 Dollar; vor allem aber Ruhm und Ehre.

Für einen Pulitzer bewerben können sich längst nicht alle. In den künstlerischen Kategorien – Drama, Literatur, Musik – sind nur US-Bürger teilnahmeberechtigt. Ausländer sind beim Journalismus zwar zugelassen. Ihre Texte müssen aber von einer amerikanischen Zeitung veröffentlich worden sein, die mindestens einmal pro Woche erscheint. Nicht in die Kränze kommen Geschichten, die Magazinen publizieren, oder Fernseh- und Radiobeiträge.

Gekürt werden die Preisträger jeweils im Frühjahr. Mit 112 hat die «New York Times» bisher am meisten Pulitzer gewonnen, gefolgt von der «Washington Post» mit 47. Die Watergate-Enthüller Bob Woodward und Carl Bernstein sind Pulitzer-Preisträger. «New York Times»-Kolumnist Thomas Friedman kam drei Mal zu ehren. John F. Kennedy ist der einzige US-Präsident mit Pulitzer. Das berühmteste Pulitzer-Foto schoss der Vietnamese Nick Ut. Es zeigt ein nacktes Mädchen auf der Flucht vor einem Napalmangriff.

kevin_carterNicht jeder Pulitzer macht glücklich. Dreimal gewann Sari Horwitz von der «Washington Post» – wurde 2011 gleichwohl eines Plagiats überführt. Janet Cooke holte 1981 die begehrte Auszeichnung für eine Geschichte über einen achtjährigen Junkie – spektakulär, aber frei erfunden. Sie musste den Preis zurückgeben.

Der südafrikanische Fotograf Kevin Carter holte den Preis 1994 für ein Bild, das er im Sudan machte. Es zeigt ein ausgemergeltes Kind, daneben ein hungriger Geier. Das Tier, so scheint es, hofft auf einen schnellen Tod seiner Beute. Später wurde Carter gefragt, ob das Kind überlebt hatte. Er konnte die Frage nicht beantworten. Und zerbrach daran.

Wenige Monate, nachdem Carter den Pulitzer Preis gewonnen hatte, begann er Selbstmord.