“Die CS muss eine Milliarde zahlen”

Der New Yorker Banken-Professor John Coffee über den Auftritt der CS-Manager.

Interview: Peter Hossli

Professor Coffee, warum gibt es solche Befragungen in Kommissionen des US-Senats?
John Coffee: Es geht vor allem um die Selbstdarstellung der Senatoren. Das kann keiner besser als Carl Levin. Er nutzt die Hearings, um seine Themen in den Vordergrund zu bringen. Bei Steuerbetrug hat er ein leichtes Spiel. Das ist in den USA kein Kavaliersdelikt.

Wie gut haben sich die Manager der Credit Suisse geschlagen?
Nicht besser und nicht schlechter als andere vor ihnen. Solche Anhörungen sind gutes Theater, bei denen Senatoren aggressiv fragen – und die Befragten Demut zeigen sollten.

Die UBS entschuldigte sich 2008 bei Levin. CS-Chef Brady Dougan aber brachte kein «Sorry» über die Lippen. Was bedeutet das?
Das kann gefährlich sein. Diese Hearings sind wie der römische Zirkus. Das Publikum will zuschauen, wie die Löwen ein paar Christen fressen. Eine öffentliche Entschuldigung wäre sicher ein Opfer gewesen, das gut angekommen wäre. Zumal die amerikanischen Medien breit darüber berichten.

Beeinflusst der Auftritt, wie viel die Credit Suisse für den angepeilten Vergleich zahlen muss?
Nein. Die UBS zahlte vor fünf Jahren 780 Millionen Dollar. Die CS gilt als genauso schuldig. Da sie ihren Vergleich aber Jahre später schliessen kann, wird es teurer. Sie wird wohl eine Milliarde Dollar zahlen müssen.

Ungelöst bleibt das Problem der Kunden. Die USA wollen alle Namen der US-Kunden. Die CS sagt, das sei wegen des Bankgeheimnisses nicht möglich.
Letztlich wird sich die Credit Suisse nicht hinter dem Bankgeheimnis verstecken können. Die US-Justiz hat noch immer alle Namen erhalten, die sie will.

Mit Dougan sagte erstmals ein CEO einer Schweizer Bank aus. Was bedeutet das?
Dass die Amerikaner einen Top-Manager vom Kaliber Dougans sehen wollten, um das Problem zu lösen – und dass die CS wohl mehr zahlen wird als vor ihr die UBS.