Von Peter Hossli
Das gab es noch nie am diesjährigen WEF: Eine halbe Stunde vor dem Auftritt von John Kerry (70) standen Menschen Schlange. Sie alle wollten den US-Aussenminister hören. Kerry enttäuschte nicht, redete flammend und versprach: «Amerika wird sich stärker denn je auf dem internationalen Parkett engagieren.» Nicht mit Waffen, sondern mit Diplomatie.
Derzeit versuche die USA die Gewalt in der Ukraine zu stoppen, Frieden in Afrika zu stiften. Mit der EU strebe sein Land ein Freihandelsabkommen an, ebenso mit den Staaten im Pazifik. Und: «Niemand engagiert sich stärker in Nahost als wir.» Ermutigend sei das Atomabkommen mit Iran. Hingegen sei, was in Syrien geschehe, eine «unvorstellbare menschliche Tragödie», sagte Kerry. Und er machte klar: «Präsident Assad kann nicht Teil der Zukunft von Syrien sein.» Er habe gefoltert – und sei verantwortlich für die Ermordung von 134 000 Syrern.
Kerry, dem Ambitionen auf den Friedensnobelpreis nachgesagt werden, hält sogar den Konflikt zwischen Israel und Palästina für lösbar. «Alle wissen, was es braucht – jetzt müssen wir es nur noch umsetzen.»
Statt über Hindernisse zu zanken, müssten die Chancen in den Fokus geraten. «Gibt es Frieden und zwei unabhängige Staaten, treffen schon nächstes Jahr palästinensische Manager in Davos auf Investoren.» Mit stehender Ovation wurde Kerry verabschiedet.
Am Morgen sprach er 45 Minuten mit Bundespräsident Didier Burkhalter (53). Es ging um die Syrien- und Iran-Gespräche in Genf – sowie um humanitäre Hilfe, welche die Schweiz in Syrien leisten möchte. Einig waren sich beide Aussenminister: Der schwelende Steuerstreit zwischen den beiden Staaten sei endlich lösbar. Hoffentlich.