Von Peter Hossli
Der amerikanische Aussenminister John Kerry (70) weilt nächste Woche in der Schweiz. In Montreux VD nimmt er an der Syrien-Konferenz teil. In Davos GR spricht er am Weltwirtschaftsforum (WEF) – und hofft, Irans Präsidenten Hassan Rohani (65) und eine israelische Delegation aus Premierminister Benjamin Netanyahu (64) und Präsident Shimon Peres (90) an einen Tisch zu bringen. Feilschen sollen sie über das iranische Atomwaffenprogramm. Ein solches Treffen wäre die politische Sensation, die dem WEF in den letzten Jahren gefehlt hat.
Bei Kerry dürfte Nostalgie mitschwingen. Als zehnjähriger Knabe lebte der kleine John fast ein Jahr in Zug. Im September 1954 trat er am Institut Montana auf dem Zugerberg in die 6. Klasse ein. Sein Vater war in Berlin als Diplomat tätig.
Kerry galt als aufmerksamer Schüler, er schrieb hervorragende Noten, war «seinerzeit Klassenbester», weiss das Institut. In der Freizeit spielte er Tennis. Einmal musste die Schulleitung den Eltern melden, John habe Probleme mit dem Magen, angeblich weil er zu viel Glace ass.
Kerry versteht noch heute Deutsch, damals zog er aber romanische Sprachen vor. Er stellte den Antrag, Italienisch statt Deutsch büffeln zu dürfen. Die Schulleitung lehnte jedoch ab.
Früh schon versuchte er sich als Journalist. In der Schülerzeitung «Montana Blatt» publizierte Kerry im Dezember 1954 einen Bericht unter dem Titel «Thanksgiving». Es ging um das in den USA gefeierte Erntedankfest – und eine Reise der amerikanischen Schüler nach Zürich. «Alle waren früh aufgestanden, aufgeregt und glücklich wegen des freien Tags», schrieb Kerry.
In Zürich sei er «bei einem eiligen Ausflug durch ein Museum mit historischen Waffen» gestreift und habe danach den Zoo besucht. Am Abend sah er im Kino den Klassiker «Modern Times» von Charlie Chaplin.
Kerry blieb nicht lange. Präsident Dwight Eisenhower (1890–1969) berief den Vater nach Washington. John verliess die Schweiz im Sommer 1955.
Nun kommt er als Aussenminister zurück – mit einem hehren Ziel: Kerry will den Nahen Osten befrieden und bessere Beziehungen zu Iran knüpfen. Gelingt ihm dies, hat der VietnamVeteran gute Chancen auf den Friedensnobelpreis.