Von Peter Hossli
1. Wer ist Raoul Weil?
Ein Schweizer Banker. Zuletzt führte er die Reuss Private Group. Bis im November 2008 leitete Weil die weltweite Vermögensverwaltung der Grossbank UBS. Er war verantwortlich für jene rund 60 UBS-Banker, die von Zürich, Lugano TI und Genf aus amerikanischen Bürgern halfen, Gelder vor dem US-Steueramt zu verstecken. Im November 2008 reichte das US-Justizministerium gegen Weil eine Strafanzeige wegen Beihilfe zum Steuerbetrug ein. Da der Banker den ersten Gerichtstermin verpasste, schrieben ihn die USA weltweit zur Fahndung aus. Im Oktober 2013 verhaftete ihn die italienische Polizei in Bologna. Weil stimmte der Auslieferung in die USA zu und trat im letzten Dezember in Fort Lauderdale in Florida erstmals vor Gericht. Gegen eine Kaution von 10,5 Millionen Dollar kam er frei.
2. Warum steht Weil vor Gericht?
Gemäss Anklageschrift half der Banker zwischen 2002 und 2007 rund 20 000 US-Kunden der UBS, 20 Milliarden Dollar vor dem US-Fiskus zu verstecken. Weil sagt, er sei unschuldig. Für das mutmassliche Vergehen sieht das US-Strafrecht eine maximale Strafe von fünf Jahren sowie eine Busse von 250 000 Dollar vor. Da Weil fast fünf Jahre flüchtig war, droht ihm aber eine höhere Strafe. Der Prozess soll Mitte Februar starten.
3. Was bedeutet der Prozess für die UBS?
Die UBS kann den Fall gelassen verfolgen. Sie ist die einzige Schweizer Bank, die im Steuerstreit mit den USA einen Vergleich geschlossen hat.
4. Wer muss den Prozess fürchten?
Strafmildernd auswirken kann sich für Weil eine enge Kooperation mit den US-Behörden. «Liefert er ehemalige Vorgesetzte ans Messer, kann er seine Strafe reduzieren», sagt Rechtsprofessor John Coffee von der Columbia University. Diese Strategie ist bereits in der Klageschrift angelegt. Auf Seite zwei heisst es, «weitere Manager auf der höchsten Managementebene der Schweizer Bank» seien Weils Mitverschwörer gewesen. Diese Manager hätten Posten bekleidet, die sich um die «Rechtmässigkeit» des grenzüberschreitenden Geschäfts kümmerten. Dazu gehörte Peter Kurer (64), der zwischen 2001 und 2008 Chefjurist der Grossbank war. Oder die einstigen UBS-Konzernchefs Marcel Rohner (49) und Peter Wuffli (56). Alle drei schauen derzeit wohl gebannt nach Florida