Ist Obama die Schweiz egal?

Die Favoritin hat abgesagt, die USA werden noch lange keinen Botschafter in Bern haben. Schweizer wPolitiker finden das respektlos.

Von Peter Hossli

botschaftDie Hotdogs waren knackig, das Bier eisgekühlt, schmissig der Country der Texaner. Männer trugen Hüte mit breiten Krempen, Frauen Cowboystiefel. Echte Festlaune aber kam am 4. Juli im Garten der US-Botschaft in Bern nicht auf. Ohne Gastgeber musste Amerika seinen 237. Geburtstag feiern.

Denn bereits im Januar gab US-Botschafter Don Beyer bekannt: Präsident Barack Obama holt ihn heim. Als Beyer Ende Mai ging, hiess es – «bald kommt ein Neuer». Ein halbes Jahr später ist klar: Der Neue kommt noch lange nicht. «Es ist uns kein Name für den Posten in Bern bekannt», sagt der Sprecher der US-Botschaft, Alexander Da­niels. Weiterhin kalt bleiben somit die Betten in der stattlichen US-
Residenz an der Rainmattstrasse.

Vor kurzem erst sagte die Favoritin für den Posten ab, die Philanthropin Azita Raji bleibt in den USA. Statt in der Schweiz ihr Land zu vertreten, dient sie Obama in einer unbedeutenden Kommission.

Zu wenig Respekt zolle die USA der Schweiz, werten Mitglieder der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats das verwaiste Amt. «Auch wenn Amerika für uns sehr wichtig ist, umgekehrt ist das nicht der Fall», sagt Christoph Mörgeli (SVP/ZH). Oft seien Berner Botschaftsposten Geschenke von US-Präsidenten an ihre Geldgeber. «Die USA sollten politische Botschafter statt Polit-Sponsoren nach Bern senden», so Mörgeli. Für den Aargauer Grünen-Nationalrat Geri Müller zeigt die leere Botschaftsresidenz «welche Wertigkeit die Schweiz für die USA hat». Es gebe «viele offene Fragen, die man behandeln müsste – ohne Botschafter ist das schwierig».

Der Direktor der Handelskammer Schweiz-USA, Martin Naville, findet es «bedauerlich, so lange keinen Botschafter zu haben». Er betont aber: «Auch Frankreich hat noch keinen.»

Der unbesetzte Posten habe «nichts mit der Wichtigkeit der Schweiz für die USA zu tun», sagt Botschaftsprecher Daniels. «Eine Nomination ist ein langer, komplizierter Prozess.» Jeder Kandidat werde gründlich durchleuchtet. Da oft generöse Geldgeber den Zuschlag erhalten, kann schon mal eine heikle Investition im Weg stehen. Azita Raji war jahrelang als Investmentbankerin tätig.

Ein weiterer Grund für die Verzögerung: «In Washington passiert derzeit sehr viel», sagt Sprecher Daniels. Nicht die Schweiz hat ­für Obama Priorität – sondern Syrien und die Haushaltskrise.

Die Schweiz pflege «regelmässig Kontakte» mit den USA, entwarnt das EDA. Das Verhältnis sei intakt. «Alle Fragen werden behandelt.»