Bettgeflüster in Berlin

Warum der Schweizer Botschafter in Berlin Privates und Berufliches nicht vermengen sollte. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

m_schiffer_botschaft01Deutschland wählt. Und Deutschland ist der wohl wichtigste Nachbar der Schweiz. Da scheint es sinnvoll, wenn sich der Schweizer Botschafter in Berlin zu diesen Wahlen äussert. Zumal das Verhältnis zwischen den befreundeten Staaten in den letzten Jahren gelitten hat. Einzelne Bundesländer kauften gestohlene Daten-CDs, deutsche Politiker rückten die Schweiz in die gleiche Ecke wie die Mafia. Gleich zwei unterschriebene Staatsverträge scheiterten.

Unser Mann in Berlin aber wagt kein klares Wort zur Wahl. Seine Vorgesetzten im EDA verbieten ihm partout Interviews.
Reporter darf er nur in der grossen Gruppe zum Lunch laden. Der journalistische Nutzen solcher Treffen ist gering. Was wohl Absicht des EDA ist. Lieber nichts als etwas Falsches sagen.

Und doch war es schlimmer als befürchtet. Nicht Botschafter Tim Guldimann redete über das Duell Steinbrück–Merkel. Er schob seine Gattin vor, eine Journalistin beim deutschen «Spiegel». Beklemmend wirkt, wenn Journalisten, die etwas wissen wollen, eine Journalistin befragen müssen. Dabei hat der Botschafter die Aufgabe, seinen Landsleuten zu sagen, was bei ihm in Berlin läuft.

Einen guten Dienst erwies sich das Ehepaar mit Wohnrecht in der Schweizer Botschaft damit nicht. Gerade in diesem Haus ist es verpönt, Privates und Berufliches zu vermengen. Wenn der Hausherr der Residenz an der Otto-von-Bismarck-Allee 4a andere für sich reden lässt, wirkt das ängstlich. Und die sonst als unabhängig geltende deutsche Journalistin fand sich plötzlich als Sprecherin der Schweizer Regierung wieder.

Wohl vor dem Einschlafen plante das Paar den Lunch. Was dabei herauskam, missglückte.