Von Peter hossli
Männer sagen es offen: Sie mögen Kondome nicht. Gummis dämpfen ihr Empfinden, bremsen die Lust. Sie riechen sonderbar. Keiner öffnet gerne mittendrin und splitternackt ein Tütchen aus Plastik, fischt Latex raus, stülpt es über.
Tun aber, wissen Männer, sollten sie es – insbesondere bei flüchtigem Sex. Kostengünstig verhindern Präservative ungewollte Schwangerschaften und sexuell übertragbare Krankheiten. Das gelingt gut. Kondome sind zu 99 Prozent sicher.
Trotzdem trägt weltweit nur jeder 20. Mann beim Akt einen Gummi. Die Folge: Jedes Jahr stecken sich 2,5 Millionen Menschen mit dem HI-Virus an, dem Erreger der Immunschwäche Aids.
Stoppen will dies Milliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates (57).
Sein Ansatz: Sex soll Spass machen, und dafür braucht es bessere Pariser. Zusammen mit Ehefrau Melinda (48) regte er letzten Frühling Tüftler an, «das Kondom der Zukunft» zu entwickeln. Es soll «sexuelles Empfinden nicht nur erhalten, sondern verbessern». Gute Ideen honoriert das Paar mit 100000 Dollar, den perfekten Gummi mit einer Million.
Bereits 500 neuartige Pariser seien bei Gates eingetroffen, berichtet die «New York Times». Ob darunter tatsächlich einer mit dem Prädikat «gefühlsecht» ist, will Gates im Herbst bekannt geben.
Experimentiert haben Bastler mit neuen Materialien. Statt ölig riechendem Latex verwendeten sie parfümierte Kunstharze. Der indische Arzt Alla Reddy, in der Branche der «da Vinci für Kondome», beschäftigt sich mit Grösse. Geht es nach ihm, muss ein Gummi vor allem gut sitzen, darf nicht spannen, weder zu gross noch zu klein sein.
Andere wollen erregendere Pariser. Das aber wollen jene Männer nicht, die zu schnell zu erregt sind.
Bereits abgelehnt haben die Tester von Gates das Hut-Kondom. Es verspricht zwar «maximales Empfinden», da es nur die Spitze abdeckt. Oft fällt es aber zu früh ab.
Ingenieure entwickeln Kondome zum Ansprayen. Diese sollen zwar gefühlsecht sein. Allerdings fehlt vorne das Reservoir. Schwierig sei es, den Überzug abzustreifen.
Als vielversprechend gilt das Origami-Kondom eines Herstellers in Kalifornien. Es besteht aus Silikon, ist gefaltet statt gerollt, passt sich menschlichen Bewegungen nahtlos an. «Beide Partner erleben besseren Sex», so Origami-Erfinder Danny Resnic. Er ist HIV-positiv, weil einst der Gummi platzte.
Für Frauen lässt Gates neue Femidome entwickeln – mit zweifelhaftem Erfolg. Sie sind teuer. Zudem trägt sie noch weniger gerne Latex im Intimbereich als er. Hoch sind die kulturellen Hürden. Mancherorts gelten Frauen mit Gummi in der Tasche als Prostituierte.
Schade, starb vor zwei Jahren Gates’ Erzrivale. Hätte sich Apple-Gründer Steve Jobs (†56) am Wettstreit beteiligt, fiele zumindest das Design des iCondoms makellos aus.