Von Peter Hossli
Daniel Vasella ist weg. Der Schweiz hat Mister Novartis den Rücken zugekehrt. In Übersee versucht er nun Fuss zu fassen. Seine Auswanderung ist das etwas schal anmutende Ende einer beispiellosen Empörung. Als sei gerade ein Geächteter aus dem Dorf vertrieben worden. Linken und Rechten, Bankern und Büezern war zu weit gegangen, wie schamlos sich Vasella bediente.
Zu weit gingen aber auch die Empörten. Zuweilen warfen sie mit Dreck statt Gedanken. Zu oft prägten Emotionen die Gehaltsdebatte, zu selten Fakten. Zorn und Neid mündeten in einen kollektiven Aufschrei.
Verständlich, geht Vasella. Zu aufgedonnert ist die Aufregung um ihn geworden. Logisch ging zuvor auch Philipp Hildebrand. Zu politisch aufgeladen war die Entrüstung über den Ex-Präsidenten der Nationalbank.
Beide begingen schwere Fehler. Dumm und fahrlässig spielten sie ihren Gegnern in die Hände. Reue bewiesen sie kaum.
Gleichwohl zeigen die Fälle, wie vergiftet das Klima ist. Als seien wir ständig auf der Suche nach dem nächsten, den wir an den Pranger stellen können – bis auch der ins selbstgewählte Exil verschwindet.
Dabei braucht die Schweiz Typen, wie Hildebrand und Vasella sie hätten sein können. Die aufrichtig und mit Fleiss nach Erfolg streben. Die in der Welt wie in der Schweiz heimisch und vernetzt sind. Wir aber schwächen uns, wenn blinde Wut und masslose Gier das Land in zwei Lager teilen.
Um stark zu bleiben, braucht es mehr Demut und weniger Exzesse. Und etwas weniger Zorn.
Niemand hat Vasella gezwungen, die Schweiz zu verlassen. Das ist seine Trotzreaktion. Es soll jeder dort glücklich werden, wo er will… und wenn Vasella findet, das seien die United States of Abzockers, steht ihm gottlob niemand im Weg. Bringt doch nichts, einer möglichen, geläuterten Vasella-Version nachzutrauern, die es nie geben wird! Der Wegzug beweist ja gerade, dass es ihm nur um seinen eigenen Wohlstand geht.
Und bitte, bitte, bitte: Es geht, ging und wird niemals um Neid gehen in dieser Diskussion. Dazu braucht’s Vergleichbarkeit und die ist zwischen einem Normallohnempfänger und Top-Manager nicht gegeben. wenn du mal eine Stunde nichts besseres zu tun hast, hör dir den SRF Podcast zum thema Neid an, dann wirst du begreifen, dass es hier um Gerechtigkeit geht, nicht Neid!
http://www.srf.ch/player/radio/input/audio/neid-giftstachel-unserer-gesellschaft?id=edd32e15-5d77-4f99-8d85-701d65210e68