Asylbewerber fötzeln an der Fasnacht

Seit drei Wochen wohnen Asylsuchende neben dem Paraplegiker-Zentrum in Nottwil LU. 14 von ihnen sind untergetaucht.

Von Peter Hossli (Text) und Thomas Lüthi (Foto)

Vor drei Wochen bezogen 37 Asylbewerber in Nottwil LU ein unterirdisches Militärspital – gleich neben dem Paraplegiker-Zentrum. Herzlich hiess die Bevölkerung sie willkommen. Ein «Paradies» sei die Schweiz, so ein Nigerianer damals zu SonntagsBlick.

Mittlerweile leben 92 Männer in Nottwil unter dem Boden. Es sollten 106 sein. 14 Asylbewerber haben das Paradies verlassen. «Sie sind untergetaucht», bestätigt Zentrumsleiter Samuel Friedli einen Bericht der «Luzerner Zeitung».

Die Zahl der Untergetauchten sei «eher hoch», sagt Friedli. «Aussergewöhnlich ist das aber nicht.»

Zumal viele der afrikanischen Asylbewerber nie zuvor in einer unterirdischen Anlage gelebt hätten. Sie seien getürmt, weil sie sich unter Tag nicht wohlfühlten. Zudem hätten die wenigsten Aussicht auf einen positiven Asylentscheid.

Trotzdem sagt Friedli: «Es läuft gut.» Diebstähle gab es bisher nicht. Eine Frau hätte sich zwar beklagt, weil ein Afrikaner sie beim Bahnhof ansprach. Die Securitas fuhr vor. Nichts war passiert. «Letztlich ein Missverständnis», so Friedli. Beschwerden seien nur eingegangen, weil Asylsuchende vor dem Denner gemeinsam tranken.

Dem wird Abhilfe geschaffen. Künftig dürfen Asylbewerber das Chuttlehus benutzen: ein rotes Gebäude, das dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) gehört. Ohne jemanden zu stören, können sie dort gemeinsam ihr Bier trinken.

SPZ-Präsident Daniel Joggi: «Die bisherigen Erfahrungen sind positiv. Es gab keine Probleme.» Regelmässig rede er mit Asylbewerbern. Die Zusammenarbeit mit dem Asylheim werde weiter verstärkt. So könnten die Asylsuchenden die SPZ-Sporthalle nutzen.

Eine «bisher positive Bilanz» zieht Nottwils Gemeindepräsident Walter Steffen. «Die Kontakte mit der Bevölkerung verlaufen gut.»

Ausser zum öffentlichen Trinken gebe es keine Reklamationen. Bereits hat Steffen erste gemeinnützige Arbeiten verteilt. So schnitten Asylbewerber Hecken. Während der Fasnacht sammeln sie Konfetti ein. «Begeistert ist man in Nottwil nicht», so Steffen. «Aber wir sind tolerant – und verstehen die Notwendigkeit des Heims.»

Korrektur: Im Chuttlehus darf kein Alkohol konsumiert werden. Das BFM lässt in Nottwil einen zusätzlichen Container aufstellen, in dem die Asylbewerber über Tags gemeinsam Bier trinken dürfen.