Interview: Peter Hossli und Claudia Gnehm
Freitagnachmittag vor dem Kongresszentrum in Davos. Wer ist das bekannte Gesicht auf der anderen Seite der Strasse? Oh ja, Michael Dell (47), Gründer und Chef von Dell Computer, dem weltweit drittgrössten Computerhersteller. Er war 19 Jahre alt, als er 1984 die Firma mit 1000 Dollar startete. Heute beläuft sich sein Vermögen auf 14,6 Milliarden Dollar. «Guten Tag, Mister Dell, haben Sie Zeit für ein kurzes Interview?» – «Natürlich, leider habe ich meinen Mantel drinnen gelassen, allzu lange halte ich es in dieser Kälte sicher nicht aus.»
Dann legen wir sofort los. Es gibt Gerüchte, dass sich Dell von der Börse zurückzieht und schon bald zu einer privaten Firma wird. Ist das wahr?
Michael Dell: Vielen Dank für diese freundliche Frage, aber dazu sage ich nichts. Gegenfrage: Benutzen Sie bei Ihnen auf der Redaktion denn Computer von Dell?
Nur noch Dell-Bildschirme.
Auch das schätze ich sehr. Wir wollen, dass Unternehmen unsere IT-Lösungen nutzen. Wir sind sehr gut aufgestellt, konnten unseren Umsatz in den letzten fünf Jahren von 14 auf 20 Milliarden Dollar steigern – und haben über 20 Firmen angekauft.
Was ist aus Ihrer Sicht die grösste Herausforderung der Weltwirtschaft?
Weltweit ist das Wachstum zu gering, die Jugendarbeitslosigkeit ist zu hoch. Wo sind die Jobs geblieben, die wir dringend bräuchten? Es gibt zu viele Länder, die stagnieren, vor allem hier in Europa.
Was bringt denn das WEF, um diese Probleme anzugehen?
Ein Treffen allein kann sie sicher nicht lösen. Die Diskussionen sind aber hilfreich, die Probleme zu verstehen. Zudem treffe ich viele Kunden und Geschäftspartner, schliesse in Davos Deals. Das kann das Wachstum ankurbeln.
Viele sagen, dieses Jahr sei das WEF ruhiger als sonst. Einverstanden?
Seit 18 Jahren komme ich jedes Jahr nach Davos. Heuer fürchtet sich niemand vor dem Kollaps Griechenlands, deshalb ist es ruhiger. Sorry, jetzt ist mir kalt. Bye-bye!
Foto: Claudia Gnehm