Obamas Schwur für Amerika

Barack Obama ruft Amerika zur Einheit auf und nennt die Ziele seiner zweiten Amtszeit.

Von Peter Hossli

Gestern um 17.51 Uhr hob Präsident Barack Obama (51) vor dem Kapitol die rechte Hand, die linke legte er auf die Bibeln von Abraham Lincoln und Martin Luther King. Er schwor, die Verfassung der USA zu wahren. Böllerschüsse folgten.

Elegant und detailreich legte Obama danach dar, was er in der zweiten Amtszeit vorhat. Das Steuersystem will er reformieren, den Staat effizienter gestalten. Er setze sich für bessere Schulen ein und versprach: «Wir reagieren auf die Gefahren des Klimawandels.»

Geeint sei Amerika stark geworden. Einheit sei nun nötig, um sich künftigen Aufgaben zu stellen, sagte er – und verbreitete Zuversicht. Ein Jahrzehnt der Kriege gehe zu Ende. Das Land erhole sich von der Wirtschaftskrise. «Solange wir zusammenstehen, meistern wir alles.»

Mit Pathos verlas er die «Aufgaben unserer Generation»: Endlich müssten Frauen gemäss ihren Leistungen entlöhnt werden, Schwule und Lesben gleiche Rechte erhalten. Was heisst: Homosexuelle Ehen sollen landesweit legal werden. Stundenlanges Warten vor Wahlurnen dürfe es nicht mehr geben. Immigranten sollten die USA als offenes Land erleben. Zuletzt erinnerte er an das Massaker von Newtown: «Kinder müssen künftig überall sicher sein.»

Schätzungsweise 900 000 Menschen schwenkten auf der National Mall in Washington Fähnchen, hörten Marschmusik, winkten, klatschten und jubelten Obama zu. Bei sechs Grad. Vor vier Jahren verfolgten zwei Millionen Obamas erste Vereidigung bei eisigen minus zehn Grad.

Der Präsident schloss die Augen beim Gebet von Bürgerrechtlerin Myrlie Evers-Williams (79), freute sich am Gesang ­eines Kirchenchors aus Brooklyn, strahlte, als Kelly Clarkson (30) «My Country, ’Tis of Thee» anstimmte. Und stand auf zur Nationalhymne der Soulsängerin Beyoncé (31).

Gut erholt gesellte sich Aussenministerin Hillary Clinton (65) unter die Gäste. Sie kam mit Gatte Bill (66), dem beliebtesten noch lebenden Ex-Präsidenten.

Wie schon vor vier Jahren sorgten Obamas Töchter Malia (14) und Sasha (11) mit bunten Mänteln für die Farbtupfer. Sichtlich genossen sie die Party ihres Vaters.