Von Peter Hossli
Die Wegelin-Teilhaber Konrad Hummler und Otto Bruderer haben in New York vor Gericht festgehalten, Beihilfe zum Steuerbschiss sei bei Schweizer Banken üblich gewesen. Seither üben sich Politiker in Empörung, von rechts bis links. FDP-Präsident Philipp Müller nennt die Aussage eine «Riesensauerei», SP-Amtskollege Christian Levrat eine «Katastrophe». CVP-Chef Christophe Darbellay schimpfte die Banker «Verräter» – und fasste dafür eine Strafanzeige.
Dabei sagen Politiker wie Banker bereits seit Jahren, was Hummler nun in den USA aussprach: Für die Schweiz war Schwarzgeld Teil eines profitablen Geschäftsmodells. Ein Blick ins Archiv:
2004, Hans J. Bär, Bank Julius Bär: «Das Bankgeheimnis ist ein defensives Instrument, das die Schweiz vom allgemeinen Wettbewerb verschont, das uns fett, aber impotent macht.»
31. 3. 2004, Peter Bodenmann, Ex-SP-Präsident: «Bankier Hans J. Bär sagt, was wir eigentlich alle wissen: Das Bankgeheimnis ist unethisch. Auf Schweizer Banken lagert zu viel Schwarzgeld.»
9. 8. 2009, Bryan Skarlatos, US-Steueranwalt: «Das US-Steueramt hat genug Indizien, um juristisch gegen viele Schweizer Banken vorzugehen. Vertreten sind sämtliche bedeutenden Schweizer Banken.»
8. 2. 2010, Eduardo Leemann, CEO Falcon Private Bank: «Es ist sicher so, dass viele ausländisch beherrschte Banken in der Schweiz das Schwarzgeld-Modell fuhren, aber auch viele Schweizer Banken fuhren das Schwarzgeld-Modell.»
16. 10. 2011, UBS-Chef Sergio Ermotti: «Die Schweiz ist reich geworden durch Schwarzgeld. Wenn wir überall einen Schwarzen Peter verteilen würden, wo unversteuertes Geld drin ist, wäre die ganze Bahnhofstrasse voll von Schwarzen Petern.»
5. 2. 2012, Niklaus Blattner, Ex-Direktionsmitglied Nationalbank: «Steuerhinterzogenes Geld zu verwalten, war ein Bombengeschäft. Die Rendite für die Banken war sehr gut – bei gleichzeitig tiefem Risiko. Deshalb konnten sich die Banken auch nicht leicht von diesem Geschäft trennen.»