Die Amerikaner wissen längst alles

Die Präsidenten der Schweizer Parteien kennen das Steuerstreit-Dossier mit den USA kaum. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

FDP-Präsident Philipp Müller ist wütend. Schon wieder. Eine «Riesensauerei» nennt er das Zeugnis der Bank Wegelin in Amerika, Beihilfe zur Steuerhinterziehung sei bei Schweizer Banken üblich gewesen. Amtskollege Chris­tian Levrat von der SP fürchtet: «Diese Aussage ist eine Katas­trophe für den Finanzplatz.» Zuvor hatte Bankenprofessor Peter V. Kunz behauptet, Wegelins Behauptung gefährde weitere Banken.

Um derb zu bleiben: Was Müller, Levrat und Kunz erzählen, ist dummdreist – in erstaunlicher Unkenntnis einer so wichtigen Sache.

Die Aussagen von Wegelin- Teilhaber Otto Bruderer haben keinerlei Folgen für den Schweizer Finanzplatz. Die US-Justiz weiss längst, wie unsere Banken jahrzehntelang Schwarzgelder versteckten. Jederzeit kann sie fast jede Schweizer Bank vor den Strafrichter ziehen. Warum das? 33 000 US-Kunden mit Konten in der Schweiz haben sich seit 2009 selbst zur Steuerhinterziehung bekannt. Sie gaben an, welche Kundenberater, welche Anwälte, welche Finanzhäuser ihnen halfen.

Bei 330 Schweizer Banken macht das 100 US-Steuerschwindler pro Bank. 40 reichen, damit ein Richter eine Klage wegen systematischer Beihilfe zum Beschiss behandelt. US-Staatsanwälte zücken einfach das «Switzerland»-Dossier und strengen die nächste Klage an. Egal, was ein überführter Banker einst aussagte.