Weitere Klagen möglich

US-Bankenprofessor John Coffee warnt nach dem Schuldspruch für die Bank Wegelin in den USA vor neuen Klagen.

Von Peter Hossli

Für John Coffee sei der Schuldspruch gegen die Bank Wegelin «aussergewöhnlich», sagt der Rechtsprofessor der Columbia University. Erstmals werde eine Bank in den USA strafrechtlich verurteilt, statt einen Vergleich zu schliessen. «Wegelin war nicht systemrelevant, deshalb konnte man sie kriminalisieren und untergehen lassen», sagt Coffee. Folglich seien «kleine und private Schweizer Banken gefährdeter als grosse». Weitere Klagen gegen Schweizer Banken hält Coffee für «jederzeit möglich». Im Visier seien jene, die «wie Wegelin US-Kunden der UBS übernahmen».

Wegelin zahlt 57,8 Millionen Dollar Busse. «Eine milde Strafe», so Coffee. «Wegelin hat sie nicht durch Informationen erkauft, der zuständige Richter Rakoff ist bekannt für Milde.» Er widerspricht dem Berner Bankenprofessor Peter V. Kunz, eine Aussage von Wegelin-Partner Otto Bruderer in New York gefährde Schweizer Banken. Bruderer gab an, Wegelins Verhalten sei in der Schweiz üblich gewesen. Coffee: «Die USA kennen das Gebaren des Schweizer Finanzplatzes längst.»

Zwar seien Strafanzeigen gegen Wegelin-Partner noch möglich. «Die Schweiz liefert aber keine Schweizer in die USA aus», sagt Coffee. «Zudem wurde Bruderer ja nicht verhaftet.» Von US-Reisen rät Coffee trotzdem ab.